Gastbeitrag von Holger Kracke
Burnout-Prävention: Become cool to stay on fire!
Ich geb' Gas, ich geb' Gas!
Was bei Markus' Hit aus den 80er-Jahren gute Laune und Spaß verbreitete, wird heute mehr und mehr zur Normalität. Wir stehen die ganze Zeit auf dem Gaspedal des Lebens. Kein Wunder, wird uns doch bei einem Blick in die Facebook-Timeline, bei Instagram, Xing oder anderen sozialen Plattformen ständig suggeriert, dass wir nicht stehen bleiben dürfen, dass wir JETZT und DRINGEND an unserer Zukunft arbeiten müssen, dass unsere sogenannten Freunde und Bekannten unglaublich aktiv und über die Maßen erfolgreich sind. Da möchte man natürlich mithalten. Den Moment einfach mal genießen, wirklich im Hier und Jetzt zu sein, das wäre zwar schön, kann man sich aber nicht leisten, wenn man nicht zu den Losern der Zukunft gehören möchte. Selbst in besonderen Momenten sind wir dazu nicht mehr in der Lage. So beschwerte sich unlängst Lenny Kravitz, dass er zu Beginn eines Konzerts nur noch Handys sieht. "Für sie ist es das Größte zu beweisen, dass sie da waren – anstatt einfach da zu sein." Gefühlt ist es Selbstverwirklichung, in Wahrheit aber betreiben wir Selbstverwertung. Höher, schneller, weiter!
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Bremsen will gelernt sein
Das Gaspedal in unserem Körper hat einen Namen: Sympathikus. Dieser Nervenstrang ist Teil des vegetativen Nervensystems und verläuft durch nahezu alle Organe. Er treibt uns an und sorgt dafür, dass wir aktiv sind. Der Gegenspieler dazu ist der Parasympathikus. Ihn kann man als unser Bremspedal bezeichnen. So treibt der Sympathikus unseren Herzschlag an, der Parasympathikus bremst ihn ab. Im Idealfall liegen wir dann zwischen 60 und 100 Herzschlägen pro Minute im Ruhepuls. Das Problem ist, dass wir bei dauerhafter Betätigung des Gaspedals versäumen, unsere Bremse zu pflegen. Mein Vater ist vor einiger Zeit mit seinem Auto in die Werkstatt gefahren und dort riet man ihm, ab und an seine Handbremse zu ziehen. Er war etwas irritiert und sagte: "Aber warum? Wir wohnen in Norddeutschland und haben hier keine Hügel. Da brauche ich keine Handbremse." Die Antwort des Automechanikers war ebenso einfach wie einleuchtend: "Da haben Sie recht. Aber wenn Sie die Bremse dann mal brauchen, funktioniert sie auch." In diesem Fall ähneln wir Menschen den Autos. Wenn wir unsere innere Bremse nicht trainieren, wird sie zunehmend schlechter funktionieren.
Pole Position erreichen
Die größte Leistungsfähigkeit erreichen wir in einem Zustand der entspannten Wachheit, auch Flow genannt. Voraussetzung dafür ist eine ideale Kombination aus Anspannung und Entspannung. Klingt einfach, ist es im Grunde genommen auch. Wir sehen den Weg dahin aber vielleicht nicht mehr, weil wir nur mit dem Gaspedal beschäftigt sind. Dann wird es umso wichtiger, sich selbst zu reflektieren: Wo war gleich die Bremse? Nach der Rest-Test-Studie des Hubbub-Kollektivs in Kooperation mit BBC-Radio 4 wünschen sich 68 Prozent der Befragten mehr Entspannung. Methoden wie das herzfokussierte Atmen, die progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobsen, wingwave, Neurofeedback oder Hypnose können dazu beitragen, die Entspannungsfähigkeit so zu trainieren, dass Gas und Bremse miteinander harmonieren. Man spricht dann auch von einem kohärenten Zustand.
Eine Übung zum herzfokussierten Atmen
Die Idee ist, vereinfacht und bildlich ausgedrückt, das Training des Bremsmuskels. Dafür brauchen wir keinen Coach, Therapeuten oder ähnliches. Nur etwas Zeit. "Quick Coherence" ist eine von sechs Übungen, die vom Heartmath Institut entwickelt wurden und zur Prävention perfekt geeignet. Ideal ist es, wenn Sie während der ersten vier Wochen in Summe mindestens 30 Minuten pro Tag üben. Das muss nicht "am Stück" sein, effektiver ist es sogar, wenn Sie die halbe Stunde stückeln. Zehn Minuten am Schreibtisch, fünf Minuten in der Bahn, fünfzehn Minuten auf der Couch. Nur die Summe zählt. Sie benötigen auch keine ruhige Umgebung, da es keine klassische Entspannungstechnik ist. Somit kann überall trainiert werden.
Die einzelnen Schritte
Schritt 1: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Herzregion. Dazu können Sie auch gerne Ihre Hand über Ihr Herz legen, wenn das für Sie besser funktioniert.
Schritt 2: Versuchen Sie, in einem Rhythmus von circa fünf Sekunden einzuatmen und ebenso lange auszuatmen. Stellen Sie sich jetzt vor, wie der Sauerstoff beim Einatmen direkt durch Ihr Herz hineinfließt. Und beim Ausatmen durch den Solarplexus Ihren Körper wieder verlässt. So atmen Sie zunächst ungefähr 20 Sekunden weiter, bis Ihr Atem gleichmäßig fließt.
Schritt 3: Atmen Sie weiter durch Ihre Herzregion. Anschließend erinnern Sie sich an ein positives Gefühl. Sehr gut funktioniert in der Regel ein Gefühl von Wertschätzung einer anderen Person gegenüber. Wenn Ihnen das schwerfällt, nehmen Sie ein anderes Gefühl, vielleicht ausgelöst durch den Geruch Ihres Lieblingsessens oder das Gefühl nach dem letzten tollen Golfschlag etc. Wenn Sie das positive Gefühl gefunden haben, versuchen Sie es beizubehalten. Atmen Sie dabei, solange Sie möchten, wie in Schritt 2 beschrieben.
Optional:
Spannende Einblicke gibt auch das Buch "Und jetzt Ich!". Hier werden leicht verständlich die Methoden "wingwave", "Kreativitätshypnose", "Neurofeedback" und "Herzfokussiertes Atmen" erläutert. Es enthält neben Interviews mit den Begründern oder ausgewiesenen Koryphäen der einzelnen Methoden auch Hintergrundinformationen aus der Hirnforschung, lebendige Beispiele und praktische Tipps für alle, die ihre persönlichen Ziele endlich erreichen, sich leistungsfähiger und zufriedener fühlen wollen.