Gastbeitrag von Gina Nauen
Wie die Erholung nach dem Urlaub länger anhält
Zurück von einer Auszeit ist am ersten Tag im Büro noch eine gute Stimmung vorhanden und oft haben wir uns vorgenommen, die Erholung möglichst gut zu erhalten. Dennoch macht sich im Arbeitsalltag häufig schnell wieder ein altbekannter Stresslevel mit einem Gefühl von Ungeduld und Druck breit. Wie kann das sein, nachdem die Entspannung so gelungen war? Wie können wir die Erholung vom Urlaub länger kultivieren?
Wir können uns nicht auf Vorrat erholen
Es ist wahr: Wir können uns nicht durch einen langen Urlaub auf lange Zeit erholen. Nach einer Woche ist der Effekt unseres Urlaubs meistens verflogen, das zeigt eine Studie der Psychologin Jessica de Bloom. Es ist wichtig zu wissen, dass es ganz natürlich ist, sich gestresst und vielleicht sogar niedergeschlagen zu fühlen, wenn man von einem Urlaub zurückkehrt. Denn in der Urlaubszeit hatte man viel Kontrolle über seinen eigenen Rhythmus, was im Arbeits- oder Privatleben hingegen meist nicht der Fall ist. Doch die gute Nachricht ist, wir können aktiv durch bestimmte Strategien unseren Stresspegel senken.
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Welche Strategien erhalten die Erholung nach dem Urlaub?
Gönnen Sie sich einen Zeitpuffer, bevor es wieder losgeht
Wenn möglich, planen Sie einen freien Tag oder ein Wochenende ein, um nach einer längeren Reise anzukommen und sich in Ihrem Zuhause wieder einzuleben. Diese Zeit dient nicht nur zum Auspacken und Aufräumen, sondern auch dazu, noch ein wenig zu entspannen und in dem Gefühl zu schwelgen, von einer schönen Reise zurückgekommen zu sein. Unser System braucht Zeit, um neue Erfahrungen zu integrieren. Manche Urlaube und Reisen verändern uns und wir sehen unsere Prioritäten dann mit neuen Augen. Wir haben neue Wünsche oder frisch geweckte Interessen. Doch der Alltag, in den wir zurückkehren, hat sich nicht verändert. Diese beiden Realitäten miteinander zu vereinen, braucht Zeit.
Planen Sie auch für den Beginn Ihrer Arbeitswoche eine Übergangszeit ein. Um den Übergang richtig zu gestalten, ist es sinnvoller, noch etwas in einem fließenden Zustand zu verweilen, statt sich sofort wieder in die Menge an E-Mails, Messenger-Chats und tausend kleinen Aufgaben zu stürzen, von denen der Alltag geprägt ist.
Strukturieren Sie Ihre Aufgaben am Anfang in dringend und wichtig und entscheiden Sie, welche Aufgaben noch warten können. Nehmen Sie sich Zeit für einen Überblick. Setzen Sie Prioritäten. Vermeiden Sie es, in der ersten Woche nach dem Urlaub Überstunden zu machen.
Neues aus dem Urlaub mitbringen und im Alltag anwenden
Eine gute Idee ist es, uns aus dem Urlaub etwas mitzubringen, das wir zu Hause auch verwenden können, wobei wir uns an die gute Zeit erinnern. Natürlich kann es etwas mit Genuss zu tun haben, zum Beispiel eine Süßigkeit oder ein Getränk aus dem Urlaub, das wir zu Hause auch genießen und dabei der schönen Zeit nochmal nachspüren.
Genauso kann es auch eine Aktivität sein. Wenn Sie sich im Urlaub beispielsweise Zeit zum Meditieren am Strand mit dem Blick aufs Meer genommen haben, ist das eine neue Routine, die Sie nun anwenden könnten. Auch neue Sportarten, die Sie aus dem Urlaub mitgebracht haben, zum Beispiel Mountainbiken oder Yoga, bringen frischen Wind, beleben den Alltag und verlängern die Urlaubserfahrung.
Fotos oder Videos anschauen und mit anderen teilen
In früheren Zeiten war es ein Ereignis, wenn wir endlich die entwickelten und auf Papier gedruckten Fotos vom Fotografen holen konnten. Heute haben wir unsere Fotos auf dem Handy und können sie jederzeit wieder anschauen. Das ist durchaus sinnvoll, um die Momente des Glücks und der Zufriedenheit, die wir im Urlaub erlebt haben, festzuhalten und zu reaktivieren. Wir können die Glücksmomente quasi noch einmal erleben und das hilft uns, positive Gefühle zu wecken und in uns aufrechtzuerhalten.
Schauen Sie sich deshalb Ihre Fotos nochmal an und teilen Sie sie in Facebook oder Instagram. Erzählen Sie (interessierten) Menschen von Ihrer Reise und Ihren Erlebnissen. Sich etwas auf diese Weise zu vergegenwärtigen, kann emotional fast so stark sein wie es zu erleben.
Kleine Pausen als „Mini-Urlaube“– über den Tag verteilt einlegen
Eine Praxis, die unser Wohlbefinden steigert und vor allem unsere Stressresistenz stärkt, sind sogenannte „Mini-Urlaube“. Das sind kleine Auszeiten, die wir uns an ganz normalen Tagen nehmen. Es reichen fünf bis zehn Minuten, in denen wir eine schöne Sache bewusst genießen. Die guten Gefühle sollen wir dabei genau wahrnehmen.
Beispiele für Mini-Urlaube:
- Einen Kaffee oder Tee bewusst genießen.
- Ein Kapitel in einem Buch lesen.
- Fünf Minuten Achtsamkeitsmeditation
- Aus dem Fenster schauen und wahrnehmen, was dort zu sehen ist.
- Aufstehen und uns strecken oder ein paar Squats machen – eine gute Idee auch für die Fitness.
Meist passiert wenig ohne Plan. Tragen Sie sich daher am besten bewusste Pausen in den Kalender ein oder verknüpfen Sie sie mit einer Handlung (zum Beispiel beim Gang zur Kaffeemaschine gleich ein paar Kniebeugen einbauen). Drei bis fünf kleine Pausen pro Tag dürfen es schon sein, denn wir wollen unsere Energie ja erhalten und nicht nach ein paar Tagen wieder urlaubsreif sein.
Natürlich darf es auch eine längere Auszeit sein, die für den Tag geplant wird, ein 20-minütiger Spaziergang, ein Bad oder eine längere Meditation – was immer Ihnen guttut.
Überlegen Sie, am besten gleich beim Lesen dieses Artikels, welchen Mini-Urlaub Sie gleich jetzt für den Tag einplanen könnten? Und wann?
Den nächsten Urlaub planen und buchen
Während Sie sich noch an dem glücklichen Urlaubsgefühl erfreuen, denken Sie doch einfach schon mal an die nächste Zeit und den nächsten Ort, an dem Sie sich so fühlen möchten! Konkret gesagt: Planen Sie schon mal den nächsten Urlaub.
Das bedeutet nicht, dass Sie sofort etwas buchen sollten, aber fangen Sie mit dem Planen an, damit Sie sich auf den nächsten Urlaub freuen können.
Ein Rhythmus mit regelmäßigen Ruhephasen als Ausgleich zu den intensiven Arbeitsphasen ist wichtig, um die eigene Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten. Traditionell haben die Menschen schon immer so gearbeitet: Arbeit, Ruhe, Arbeit, Ruhe, Arbeit, Ruhe.
Bei diesem Rhythmus brauchen wir übrigens nicht nur an eine einmalige Reise im Jahr zu denken. Vielmehr können wir Möglichkeiten suchen, diesen Rhythmus auch auf monatlicher oder wöchentlicher Basis einzuführen und uns so immer wieder in den Urlaubszustand zu versetzen.
Mehr Ausflüge machen oder freie Zeiten nehmen
Konkret bedeutet das: Mehr Wochenendausflüge, Tagesausflüge oder auch nur ein freier Nachmittag helfen uns beim Auftanken. Dabei geht es nicht um den Ort, zu dem die Reise hinführt, sondern vielmehr um die Einstellung, die wir haben. Denn all das hilft uns dabei, diese Urlaubsstimmung zu einem Teil unseres Wesens zu machen und nicht nur zu etwas, das wir einmal im Jahr machen.
Mit aufgeladenen Batterien neu starten
Der Urlaub ist oft eine Gelegenheit, neue Energie zu tanken und aus der Routine auszusteigen, damit wir uns besser überlegen können, was funktioniert und was nicht. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie mehr Schlaf im Urlaub hatten, dass Sie sich mehr Zeit für Bewegung nehmen möchten oder dass Sie sich mehr Zeit für die Menschen nehmen wollen, die Ihnen wichtig sind. Bauen Sie auf die neue Energie, die der Urlaub Ihnen gegeben hat. Und stärken Sie Ihre Fähigkeit sich aufzutanken. Dabei helfen kleine Rituale oder Aktivitäten, die Sie auf eine selbstfürsorgliche, produktive und konstruktive Weise unterstützen.
Anstatt den Urlaub in dem Moment zu beenden, an dem Sie nach Hause kommen, nehmen Sie das mit, was Sie gelernt haben und integrieren Sie es in Ihr Leben.
