Gastbeitrag von Georg Kramer
Pokémon GO: Pikatchu gegen Diabetes & Co.
Auswirkungen des Pokémon Jagdfiebers
Ja, dieses Spiel ist eine Datenkrake. Wir geben damit Informationen zu unserer Person, unserem Bewegungsprofil und Live-Bilder unserer Aufenthaltsorte preis.
Ja, die Polizei warnt vor möglichen Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmern, ermahnt zur Aufmerksamkeit vor natürlichen und urbanen Hindernissen und beschreibt Fälle, bei denen Diebe leichtes Spiel mit ihren Opfern hatten, da sich diese, abgelenkt von der Jagd auf Pikatchu und Co., sehr einfach ihrer Habseligkeiten entledigen ließen. Und ja, dieses Spiel ist der Anfang einer völlig neuen, personalisierten Werbewelt.
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Besser als Fitnesstracker
Doch das Spiel bewegt die Massen. Ich behaupte, in einer bestimmten Zielgruppe sogar in noch nie dagewesener Form. Zwar begann vor ein paar Jahren der Trend der Lifestyle- und Fitnesstracker, mit denen sich Bewegungsumfang, Geschwindigkeit, Herzschlag inklusive verbrauchter Kalorien, Schlaf und Ernährung messen und erfassen lassen. Die Nutzer sind hier vor allem Trainierende, die eine Datenlage über ihren gesunden Lebensstil schaffen und messbare Zahlen produzieren wollen, um zu vergleichen und zu optimieren.
Alle anderen waren anfangs zwar motiviert durch FuelPoints, Blumen und Smileys, die man durch ausreichend Aktivität erreichen konnte. Diese Begeisterung ebbte in meiner Wahrnehmung als Personal Trainer aber schnell ab.
Pokémon bringt Bewegung
Pokémon GO jedoch animiert Menschen zu Bewegung, die das für sich bisher gar nicht in Erwägung gezogen haben. Das Spiel hat einen unglaublichen Aufforderungscharakter, rauszugehen und diese Kreaturen aufzuspüren und einzufangen.
In einer australischen Erhebung gaben 87 Prozent der befragten Spieler an, sich durch die App mehr als vorher zu bewegen.
Spielzeit statt Schreibtisch
Die Jagd passiert nicht am Schreibtisch, am PC oder Laptop, sondern mobil auf der Straße, im Gelände. Es müssen wirklich Meter zurückgelegt werden, um in dem Spiel erfolgreich zu sein. Eine Hauptausrede für mangelnde Bewegung berufstätiger Menschen ist die fehlende Zeit. Pokémon GO- Spieler berichten, dass sie „Spielzeit“ einplanen würden. Plötzlich wird der Heimweg zu Fuß und mit Umwegen zurückgelegt. In Pausen wird nicht „rumgehangen“, sondern sich auf der Jagd nach Pokémons bewegt.
Der Mangel an Bewegung ist bekanntermaßen der Grund für ein erhöhtes Risiko, an Durchblutungsstörungen, Typ 2 Diabetes, Herzinfarkt oder verschiedenen Krebsarten zu erkranken. Um diesen Risiken in einer immer bewegungsärmeren Gesellschaft zu begegnen, bedarf es kosteneffizienter Programme zur Steigerung körperlicher Aktivität. Pokémon GO bietet eine Menge interessanter Ideen, um die Bewegung flächendeckend zu erhöhen.
Interview
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Über 5.000 Schritte pro Tag zusätzlich
In besagter australischer Untersuchung bewegten sich 70 Prozent der Spieler zusätzlich 4,7 Kilometer am Tag. Die durchschnittliche zusätzliche Schrittzahl betrug 5.553 Schritte pro Tag und Spieler. Eine Distanz, die nur bei Nutzung der App gemessen wurde, also zum normalen Tagespensum hinzugerechnet werden kann.
Ich bin gespannt, wie sich der kurzfristige Hype entwickelt. Skeptiker aus der digitalen Welt sagen dem Spiel eine nur kurze Lebensdauer voraus. Ich als analoger Bewegungsmensch sehe es positiv und sage: „Der Anfang ist gemacht!“
Der Autor: Georg Kramer
Georg Kramer ist Sportwissenschaftler und bietet in seinem Trainingsstudio TRAININGSDECK exklusives Personal Training für Privat- und Firmenkunden. Als Personal Trainer besitzt er das Qualitätssiegel des PREMIUM PERSONAL TRAINER CLUBS. Er ist davon überzeugt, dass nur ein umfassendes interdisziplinäres und individuelles Bewegungsprogramm Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit nachhaltig verbessern kann.