Gehört dazu auch Ihre Unternehmensberatung?
So wie bei der Unternehmensberatung, mit Sven Ehricht. Wir beide haben uns kennengelernt, wie mich schon viele Leute auf einer Veranstaltung angesprochen haben. Ich bin nicht jemand der sagt: "Lass mich in Ruhe", ich zeige da schon Respekt. Mit Sven hat es sich bei einer Veranstaltung herauskristallisiert, dass wir uns in beruflicher Hinsicht ergänzen, da ich nicht derjenige bin, der tausend Mails am Tag durcharbeitet. Wir gleichen uns aus: Ich bringe meine Geschichte und meine Kontakte mit und Sven ist der Studierte (BWL) bringt seine wirtschaftlichen Themen und 15 Jahre Erfahrung bei Vorträgen und Seminaren mit erfolgreichen Sportlern mit. So sind wir ein kleines Team, das sich innerhalb kürzester Zeit zusammengeschweißt hat. Neben moderierten Keynotes und Talks bei Konzernen, mittelständischen Unternehmen und Behörden bieten wir mit der Gezeiten Haus Akademie ab dem Olympiajahr 2018 auch Führungskräfte-Seminare zu unseren Themen an.
Obwohl ich damals stressbedingt meine Liebe, den Sport, aufgeben musste, habe ich trotzdem den Weg gefunden, dass ich jetzt Dinge mache, die mir Spaß machen und mich ausgleichen. Zum Beispiel bei Eurosport, wo ich wieder an der Schanze stehe. Ich freue mich jetzt schon auf die Olympischen Spiele. Auf der anderen Seite muss ich dann leider die Familie zu Hause lassen, die ist mir sehr wichtig. Aber ich freue mich auf das Thema Skispringen! Und ich freue mich, mit der Unternehmensberatung Menschen die ersten Schritte beibringen zu können, damit es ihnen wieder gutgeht.
In der heutigen Zeit ist es auch wichtig, bewusst mit Misserfolgen umgehen zu können. In den Unternehmen ist viel Nachholbedarf, ihre Manager oder Mitarbeiter zu unterstützen und zu schulen, wie man mit Misserfolgen umgeht, nicht nur mit Erfolg.
Misserfolge gehören dazu. Auch im Fußball. Das fand ich eine schöne Aussage von einem Trainer: "Jungs, ihr dürft einen Fehlpass spielen. Wichtig ist nur, dass ihr den abhakt und dann weiterspielt." Sprich, dass man den Leuten mitgibt, wenn Fehler passieren, das ist menschlich. Das passiert mir genauso als Chef, da mache ich vielleicht auch einmal etwas falsch, aber ich muss dazu stehen. Das Geradlinige gibt es nicht. Es gibt nicht nur Sonnenschein, es gibt auch Regen. Es kann nicht sein, dass ein Mensch, der arbeitet, nur positiv dasteht und keinerlei Fehler macht, das funktioniert nicht. Man lernt nur aus Fehlern. Beim Sport ist es so: Du hast vier Wege und drei davon sind Sackgassen. Der Vorteil von Sackgassen ist, da geht es nicht weiter. Das befreit eher. Es gibt damit zwei Wege weniger und von den übrigen beiden ist wieder einer, der nicht funktioniert. Danach kann ich volle Energie ausschließlich in den Weg legen, von dem ich weiß, das ist der richtige. Der Frust, das Negative eines Verlierens im Wettkampf hat mir meistens so viel Energie für den übriggebliebenen Weg gegeben, dass es in schneller Zeit gut ging.
Geht es darum, Pausen zu machen?
Sich bewusst Zeit nehmen, ist das ganz große Thema. Früher habe ich mir gedacht, wenn ich Pause mache, kann ich mich aufs Sofa setzen, aber vom Herumsitzen werde ich nicht erfolgreich. Mittlerweile stehen für mich ganz oben nach der Familie die Pausen.
Also leben Sie das bewusst?
Wenn ich etwas gemacht habe, ziehe ich mich zurück und mache Pause. Das heißt nicht, dass ich mich irgendwo hinsetze, sondern vielmehr den Ausgleich suche. Ob das jetzt mit meiner Familie ist oder beim Golfspielen. Für STAEDTLER bin ich Botschafter der betrieblichen Gesundheitskampagne "Mut zur Pause, colour your moments". Ausmalen entspannt nachweislich beim Telefonieren oder in Meetings. Ausgleich bedeutet für mich mit Menschen oder in Bewegung etwas zu machen, bei dem ich den Ausgleich wieder finde.
In unseren Seminaren gehen wir auf die Skisprungschanze. Ein Schanzenprofil ist das perfekte Bild einer Karriereleiter: Wenn du sie hochläufst, gibt es dir Bilder und die Erkenntnis mit, warum Pausen so wichtig sind. Wir gehen mit den Teilnehmern von unten hoch. Am Anfang stehen wir unten und fragen, wo wir überhaupt hin wollen. Dann gehen wir das Profil hoch. Bei der großen Schanze ist der Auslauf nicht steiler, aber länger. Wenn wir da hochgehen merkst du, das ist ganz schön anstrengend. Dann kommst du an einen Punkt, wo du am steilen Hang stehst, da weißt du gar nicht mehr, wo du hinwolltest. Die Schanze ist vom Hang verdeckt, das Ziel ebenso. Dann müssen sie mir vertrauen, dass der Weg, den wir uns gesetzt haben, der richtige ist und wir gehen diesen wie geplant weiter. Wenn man oben über den Buckel dann drüber läuft und auf einmal sieht, da oben auf die Schanze wollten wir hin, dann wird es wieder leichter, weil es wieder flacher wird. Die meisten Leute wollen dort so kurz vor dem Ziel weitergehen, aber genau an dem Punkt machen wir Pause. Weil wir wissen, was wir hinter uns haben. Den letzten Abschnitt ganz nach oben können wir dann umso mehr genießen.
Wenn ich das selbst an der Schanze durchlebe und mitgehe, dann ist mir bewusst, dass mich das auch anstrengt. Pausen sind deshalb ein großes Thema. Mir geht es genauso. Vor Auftritten könnte ich jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde irgendetwas machen. Aber ich wüsste genau, in einem halben Jahr bin ich wieder dort, wo ich vor zehn oder fünfzehn Jahren war. Und das möchte ich nicht mehr erleben.
Jetzt hören Sie auf Ihren Körper und die Warnsignale und kennen die Tools...
Als Sportler hilft mir natürlich die Disziplin. Ich kann jetzt unterscheiden, wann eine Pause notwendig ist, weil es körperlich wichtig ist. Der Unterschied zu damals ist, dass ich von außen betrachtet heute auch viel zu tun habe, mir das aber nichts ausmacht. Was ich den Menschen mitgeben möchte, ist, dass man an meinem Beispiel sieht, dass ich heute wieder aktiv im Leben stehe. Und mir geht es darum, dass wir Menschen sind. Deshalb geht es um uns und nicht darum, welche Programme uns schneller machen.
Sehen Sie hier Sven Hannawald im KarriereTalk –Video mit der CAREERS LOUNGE:
Zum KarriereTalk-Video mit Sven Hannawald