CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Sven Hannawald
Er wurde 4-maliger Weltmeister, Olympiasieger und Deutschlands Sportler des Jahres 2002. Im Jahr 2004 erkrankte Sven Hannawald an Burnout, ließ sich in einer Spezialklinik behandeln und brauchte Jahre für die "Landung im Leben". 2013 schrieb er darüber seine vielbeachtete Autobiographie. Seit 2016 ist er TV-Kommentator bei Eurosport und gründete mit Sven Ehricht eine Unternehmensberatung in München mit den Schwerpunkten Corporate Health und Sportlervermarktung. In moderierten Talks Workshops und Seminaren zum Thema "4 gewinnt! Erfolg in Balance" berichtet er über seine Erfahrungen mit Leistungsdruck und Überforderung und gibt Tipps für Stressmanagement und nachhaltige Burnout-Prävention.
CAREERS LOUNGE: Herr Hannawald, sollten Unternehmen als Teil der Unternehmenskultur bewusst darauf achten, dass es dem Mitarbeiter gut geht?
Sven Hannawald: Das ist ein vertrautes Thema. Wenn ich immer neue Leute einstelle, muss ich immer wieder Vertrauen aufbauen. Mir wäre lieber, ich hätte eine Firma, die 20 Jahre lang 80 Prozent generiert, als eine Firma, die fünf Jahre lang einen Rekord nach dem anderen bringt und dann nicht mehr funktioniert, weil sie nur noch Probleme hat, die Leute wieder gesund zu bekommen.
War das bei Ihnen als Sportler genauso?
Im Sport gilt: Der zweite Platz ist der erste Verlierer. Aber man muss sich – da komme ich wieder auf das Bewusstsein – des Ganzen bewusst sein, nicht einfach blind hinterher rennen.
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Hätte Ihnen das jemand früher sagen, Sie beraten sollen?
Mein Vater hat mir erzählt, dass ich schon als Kind geweint habe, wenn ich Zweiter war. Das war mir natürlich nicht mehr bewusst. Wenn ich schon früher gewusst hätte, wie ich ticke, wie ich es heute weiß … Ich habe jetzt mit Golfspielen angefangen. Ich könnte durchdrehen, weil ich mit meinem Ehrgeiz und Perfektionismus nicht verstehe, warum ich das nicht so in den Griff kriege, wie mein Kopf es möchte! Da ich weiß, was für ein Typ ich bin, kann ich das ganz anders einstufen. Dann sage ich: "Okay, du drehst jetzt wieder durch, weil du 180 Prozent machen möchtest, das geht aber nicht, weil du erst angefangen hast.". Ist mir die Situation bewusst, gehe ich ganz anders damit um. Wenn ich nicht weiß, was für ein Typ ich bin, dann hadere ich, und trainiere intensiver, weil ich nicht verstehen kann, dass ich es nicht hinkriege. Ich habe erst angefangen und setze mich mit einer Sportart auseinander, die einfach dauert. Mir ist bewusst, was für ein Mensch ich bin und mit welcher Sportart ich mich befasse.
In den Unternehmen geht es mit dem Einstellungsgespräch los, herauszufinden, welcher Persönlichkeitstyp jemand ist. Der Startpunkt einer jeden Laufbahn ist immer die Chance. Je mehr man von jemandem weiß, umso mehr kann man mitnehmen.
Das gilt sicher nicht nur beim Startschuss, am Anfang der beruflichen Laufbahn, sondern auch mit fünf oder zehn Jahre Berufserfahrung. Viele Menschen wechseln ihre Stellen nicht nur wegen Geld, sondern es geht um eine reizvolle Aufgabe und um die Unternehmenskultur. Viele Menschen schauen darauf, wie in Unternehmen mit Fehlern umgegangen wird oder wie tolerant das Unternehmen ist. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Unternehmen jemanden wie Sie und Ihre Beratung, kennenlernen, um die Sensibilität und auch die Werkzeuge dafür zu bekommen.
Das sind Unternehmen, denen es nur um Zahlen geht. Unternehmen, die über Biegen und Brechen immer nur die Nummer eins sein wollen und so agieren. Auf der anderen Seite habe ich heute die Wahl, ob ich da hingehe oder nicht. Ich glaube nicht, dass ich von Vornherein freiwillig dahingehe, nur damit ich sagen kann, ich bin bei einem Topunternehmen. Wenn mir heute einer sagt: "Ich bin beim weltführenden Soundso", dann weiß ich schon: "Du hast Stress.".
KarriereTalk-Video mit der CAREERS LOUNGE und Sven Hannawald:
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In so einem Unternehmen wirst du an Zahlen gemessen. Und wenn du nicht damit umgehen kannst, weiß ich ganz genau, wie du in fünf Jahren aussiehst. Maximal hast du schon fünfmal den Job gewechselt, weil dich das Beste reizt, das aber auch unter Druck setzt. Ich möchte auch immer 100 Prozent. Ich habe gelernt, 80 Prozent ist ein Pegel, da habe ich kein schlechtes Gewissen. Da passen das Ergebnis und das Drumherum, ich habe nicht zu viele Engstirnigkeiten, wo ich mich wieder hineinarbeiten muss. Der Alltag ist einfach entspannter, als wenn ich immer wieder diesen Druck haben muss, den ich als Sportler hatte. Übrigens glaube ich, dass mit einer Einstellung von 80 Prozent der ein oder andere Wettkampf einfacher gegangen wäre. Aber ich würde die Zeit nicht zurückdrehen. Meine Erfahrung gebe ich weiter. Ich weiß, wenn die Balance fehlt, ist der Erfolg zwar da, aber am Ende wird die Karriere kürzer. Wir sprechen mit Firmenchefs, die mir sehr intensiv zuhören und mir Fragen stellen. Sie merken, dass ich von etwas rede, was sie vielleicht gar nicht nach außen lassen. Das innerlich aber schon eine Weile arbeitet. Sie wünschen sich von mir etwas, was sie vielleicht nicht von den Zahlen, aber vom Menschlichen her weiter bringt.
In Bewertungsportalen wird teils ganz offen Kritik am Unternehmen geäußert. Wie wichtig ist eine ansprechende Unternehmenskultur?
Gerade in der heutigen Zeit, in der alles so schnell geht, sollten die wichtigen Themen, direkt angesprochen werden, auch wenn es Zeit kostet. Das Wichtigste ist, dass das Klima in der Mannschaft oder im Team funktioniert. Wir waren ein gutes Beispiel, in dem Zeitraum als Reinhard Heß unser Bundestrainer war. Unter den Trainern gab es zwar ab und zu Reibereien, aber die sind auch gut, weil nach einem Gewitter alles wieder sauber ist. Und bei einem Gewitter hat man zumindest miteinander gesprochen, ob das jetzt angenehm war oder nicht.
Herr Hannawald, was sind Ihre Ziele in Zukunft?
Natürlich war mir mein Sport immer am meisten wert und als ich aufgehört habe, hieß es: "Wirst Du jetzt Trainer oder machst Du etwas im Verband?" Letzten Endes hat es sich so entwickelt, dass es für mich von Null zwei Schritte waren: Ich bin beim Olympiasender Eurosport Co-Kommentator beim Skispringen. Im Gegensatz zu einem Experten, der am Anfang der Sendung am Wettkampftag allgemein auf die Situation der Springer, Wetter und Schanze eingeht ,und zwischen den Durchgängen und danach eher Resümee zieht, mache ich mit dem Moderator der Sendung, Matthias Bielek, die Begrüßung und spreche zwar auch über die allgemeine Situation der Springer. Nach Beginn des Wettkampfes sind wir aber dann für jeden Springer mitzuständig. Das sind von Null zwei Schritte, weil ich mehr zu tun habe. Aber das hat sich einfach ergeben, das Gefühl hat mir gesagt: "Mit Matthias kommst du gut zurecht, mit dem kann ich mir das vorstellen.".