CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Ralf Wuzel (Teil 2)
CAREERS LOUNGE: Herr Wuzel, was kann man tun, um den Stress zu reduzieren? Welche konkreten Tipps geben Sie uns?
Ralf Wuzel: Machen wir das am Thema E-Mails und Smartphone fest. Wie oft gehen Sie an Ihren Briefkasten? Einmal am Tag. Das machen Sie aber 55 – 100-mal bei den E-Mails. Das erzeugt Stress. Ich lese meine ersten Mails nach zehn Uhr. Wir meinen, dass wir Mails innerhalb von Minuten beantworten müssen. Denn wenn wir sie nicht beantworten, kommt meist nach 20 Sekunden schon die erste SMS, dann eine WhatsApp und so weiter. Ich glaube aber, man kann es wirklich strukturieren. Ich baue mir inzwischen Telefontage ein, an denen ich telefoniere und an den restlichen Tagen nicht. Natürlich bin ich im Ernstfall zu erreichen. Für Gespräche oder Interviews nehme ich mir die Zeit und an diesen Telefontagen passiert dann in diesem Zeitraum auch nichts anderes. Sonst kommt wieder alle fünf Minuten etwas dazwischen. Ich habe auch aufgehört, mein Handy abends, wenn ich gehe, mitzunehmen. Das Handy bleibt liegen. Die Leute sind immer total verwundert und sagen: "Du hast doch ein Geschäft. Du musst doch erreichbar sein", aber ich antworte dann: "Kannst Du mir sagen, was abends um 20 Uhr die Welt so verändert, dass ich dafür erreichbar sein müsste?". Freunde und Kollegen, die mich erreichen wollen, wissen ja, wie ich erreichbar bin.
Überdenken Sie Ihren Umgang mit E-Mails:
Öffnungszeiten für Mails: Gehen Sie morgens auch um sieben Uhr zum Briefkasten und dann bis abends zum Dienstschluss noch 100-mal? Wer SMS/Mails sät, wird diese auch ernten.
Denken Sie nicht mit den Fingern, auch wenn die Technik digital heißt.
Das fällt ja vielen schwer, vor allem jüngeren, die dann noch über Facebook und WhatsApp verabredet oder befreundet sind. Da ist es noch vielschichtiger, da sind es nicht nur die E-Mails.
Ja und da sind wir wieder beim Thema Unterbewusstsein und Meinungsbildung. Sie sprechen gerade die sozialen Medien an. Meinungsbildung über die sozialen Medien hat ja nicht den Sinn, dass wir beide uns objektiv informieren, sondern dass man Bestätigung in der eigenen Blase findet. Bestätigung der eigenen Meinung der Freunde, die Bestätigung des Eigenen. Das ist im Endeffekt eine Art Belohnungsbonus, ähnlich wie wenn Sie arbeiten. Ich war so der Typ, der sich Ausreden erfunden hat für Arbeiten, die ich nicht machen wollte, warum die andere Arbeit wichtiger war. Heute ist das einfacher, Sie legen das Handy vor sich hin und wenn es piept, schauen Sie drauf, denn es könnte ja sein, dass das wichtiger ist als das, was Sie gerade bearbeiten. Das ist eine eigene Stressanhäufung, keiner zwingt Sie dazu.
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Welche konkreten Tipps geben Sie uns zum Stressabbau?
Ich kann Ihnen beschreiben, was ich tue. Wie gesagt, ich lese vor zehn Uhr keine Mails. Wenn ich aus der Betreffzeile einer E-Mail nicht entscheiden kann, wohin sie gehen soll, lösche ich sie. Das gilt auch für meine eigenen Mails. Im Zweifelsfall lasse ich es eine Nacht lang liegen und wenn ich dann eine saubere Betreffzeile finde, die auch das bezeichnet, was ich will, dann schicke ich es raus. Um 19 Uhr ist für mich Schluss, auch mit den Mails, außer wir haben uns vielleicht zu einem Telefonat verabredet. Ausnahmen gibt es. Aber diese täglichen Routinen, das Handy auch wegzulegen, sich nicht unter diesen Druck zu setzen, das ist für mich extrem wichtig. Genauso wie ich jeden Tag meinen Tag plane, ich habe meine Wochenplanung, meine Tagesplanung, sodass ich auch genau sagen kann, wann ich was bearbeite.
Effektiver mit E-Mails arbeiten:
Sollten Sie nicht genau wissen, was Sie in die Betreffzeile schreiben, lassen Sie das Schreiben der Nachricht lieber.
Urlaub ist mailfreie Zeit! Feierabend ist Smartphone-freie Zeit!
Bitte beschweren Sie sich nicht, wenn Sie mit der gewonnenen Freizeit nichts anfangen können ...
Was bedeutet für Sie Lebenserfolg?
Ich habe die Philosophie: Geld ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Das werden Sie schon oft gehört haben, aber ich bin vom Naturell ein Typ, der zwei Leben hat. Da eine Krankheit mich für ein Jahr aus dem Rennen genommen hat, musste ich ein wenig Demut lernen, was ich jedem empfehlen würde. Was nützt dir das ganze Geld? Was nützt es dir, wenn du meinst, du wärst unersetzlich? Wenn Sie krank sind, merken Sie ganz schnell, dass Sie zwei Sachen verlieren und nicht so schnell zurückbekommen: Zeit und Gesundheit. Das in den Vordergrund zu stellen, ist wichtig. Erfolg ist auch, mir das auszusuchen und in dem zu arbeiten, was ich wirklich tun will. Als ich begann, ins Arbeitsleben einzusteigen, hätte ich in Stuttgart und München zwei große Stellen haben können, in zwei Großraumbüros. Ich dachte jedoch: „Nein, das ist nicht deine Welt“. Ich ging als Assistenz der Geschäftsleitung in ein mittelständisches Unternehmen in das Oberfränkische, wo ich in den verschiedensten Bereichen tätig werden konnte. Das war für mich weitaus erfüllender als das daran festzumachen, dass die beiden anderen Stellen 30.000 DM im Jahr mehr gebracht hätten. Ich darf das arbeiten, woran ich Freude habe. Das ist das, was meinen Erfolg bringt. Meine Neugier, das Zugehen auf Menschen und sich mit diesen Themen auseinander zu setzen.
Haben Sie einen Masterplan für Ihren Erfolg?
Der Masterplan war für mich schon immer ein Sieben-Jahres-Plan, den ich immer wieder verändert habe. Mich hat ein älterer Unternehmer angesprochen und gesagt: "Lassen Sie sich einmal so einen Sieben-Jahres-Plan erklären.". Ich habe das hochinteressant gefunden, denn das Ganze beginnt ja damit, dass Sie sich einen Tag damit auseinandersetzen, was Sie alles in Ihrem Leben, an Ihrer Situation derzeit toll finden. Ich nehme mir dann meistens einen zweiten Tag, um alles aufzuschreiben, was ich nicht will, wie ich es nicht will und was mich stört. Dieses Prinzip der Schriftlichkeit oder wenn Sie sich dann beides am dritten Tag anschauen – man muss sich dafür Zeit nehmen – dann müssen Sie meistens schon lächeln, weil Ihnen auffällt, das widerspricht sich selbst. Dann fange ich an, daraus meine Pläne zu entwickeln, die ich immer noch visualisiere, ich mache mir meine Collagen und bin dann immer sehr erfreut, wie schnell man, wenn man das wieder auf Monats-, Jahres- oder Tagesziele herunterbricht, das erreicht. Früher hat man gesagt: Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum. Das Problem ist nur, wenn Sie es nicht planen. Das Hirn sieht nur Bilder, man kann keine Zahlen planen. Das ist für mich immer noch der Masterplan schlechthin.
Wenn Sie einmal einen Misserfolg oder Rückschlag erleben, wie gehen Sie damit um?
Es gibt so einen schönen Spruch: Aufstehen, Krone richten, weitergehen. Ich analysiere Niederlagen, aber ich analysiere in derselben Art Erfolge. Wir neigen dazu, Niederlagen stärker zu analysieren als die Erfolge und haben dann immer die völlige Verwunderung, warum es uns nicht gelingt, einen Erfolg, den wir hatten, zu wiederholen. Das ist für mich das Grundprinzip.
Was empfehlen Sie unseren Lesern auf der CAREERS LOUNGE: Welche drei Bücher sollten erfolgreiche Persönlichkeiten unbedingt lesen?
Meine drei Empfehlungen:
- Arnold Toynbee mit "Menschheit und Mutter Erde"
- Das zweite ist von Daniel Kahneman "Schnelles Denken, langsames Denken"
- Drittens: Richard David Precht "Wer bin ich – und wenn ja wie viele?"
Welches Buch lesen Sie denn gerade selber?
Ich lese immer vieles parallel. Im Moment lese ich "Der resiliente Mensch: Wie wir Krisen bewältigen" von Raffael Kalisch. Außerdem habe ich hier noch ein paar Bücher von Edgar Geffroy liegen, weil ich die auch fachlich bearbeite aus der Zusammenarbeit heraus. Ich lese meist vier, fünf Bücher parallel.