Exklusiv Interview mit Georg Kramer (Teil 1)
CAREERS LOUNGE: Sie sind Sportwissenschaftler und waren viele Jahre in einer Sportredaktion tätig. Was haben Sie in Ihrem Büro-Alltag beobachtet und wie gehen Sie damit als Personal Trainer um?
Georg Kramer: In der Sportredaktion habe ich erlebt, wie die Menschen immer unfitter wurden. Manche kannten die Telefonnummern von Lieferdiensten schon auswendig und die meisten haben sich immer weniger bewegt. In meinem Job als Personal Trainer arbeite ich genau dagegen an.
Für wen lohnt sich Personal Training?
Personal Training ist das Richtige für Menschen, die ihre Ziele erreichen wollen oder aktiv etwas ändern wollen und ihr Ziel mit Hilfe eines Partners und Beraters an ihrer Seite auf effektiverem Weg erreichen wollen. Viele legen Wert auf die Dienstleistung oder haben einen gewissen Anspruch an sich und an die Dinge, mit denen sie sich umgeben. Für sie ist ein Personal Trainer genau richtig. Manche sind auch schon an ihre persönlichen Grenzen gestoßen, haben viel ausprobiert, jedoch nie das Ziel erreicht. Zum Beispiel fangen viele an, im Fitnessstudio zu trainieren, hören aber nach vier Wochen wieder auf. Andere beginnen zu laufen und merken, dass andere Läufer sie immer wieder überholen und schneller sind. Diese Menschen sind dann frustriert, weil sie nur schnaufen und ihnen etwas wehtut. Eine Mischung aus all diesen Gründen und auch ein Mangel an Know-how und Motivation veranlassen die Teilnehmer, sich an einen Personal Trainer zu wenden. Sie suchen Nachhaltigkeit und Motivation.
Welche Ziele haben die Menschen, die zu Ihnen kommen?
In der Regel kommen die Menschen zwar mit einem ganz klaren Anliegen zu mir, dieses ist jedoch meistens nur eindimensional und nicht das primäre Ziel, sondern eher eine Randerscheinung. Zum Beispiel möchten einige das Laufen oder Joggen lernen. Wenn ich mich jedoch genauer mit ihnen unterhalte, stecken ganz andere Ziele dahinter, wie abnehmen, kräftiger werden oder mehr Erfolg haben. Deswegen ist am Anfang ein Zielfindungsgespräch sehr wichtig, um wirklich auf die Hintergründe schauen zu können. Natürlich kommen auch Leute, die genau wissen, was sie verbessern wollen und was sie dazu brauchen. Wir erheben dann einen Eingangsbefund, absolvieren ein Assessment und arbeiten darauf hin.
Wie genau läuft das Assessment ab?
Im Eingangscheck stimme ich mit den einzelnen Persönlichkeiten ihre Ziele ab und erhebe den Ist-Zustand, um herauszufinden, auf welchem Stand derjenige ist. In welcher Konstitution ist er? Wie ist das Setup rundherum? Wie sieht der Alltag aus? Es ist ganz wichtig, sich mit dem Teilnehmer einig zu sein. Welches Ziel will jemand erreichen und was ist er bereit, dafür zu investieren? Dabei geht es nicht um das Monetäre, sondern um Zeit oder um Dinge, auf die jemand eine bestimmte Zeit lang verzichten kann, oder darum, wie offen jemand gegenüber Veränderungen ist, wie nachhaltig er sein Leben umstellen kann. Einige wollen zum Beispiel nicht auf ihr Glas Wein am Abend verzichten - und damit lassen sich bestimmte Ziele eben nicht erreichen. Grundsätzlich geht es im Eingangscheck darum, wie der Einzelne körperlich aufgestellt ist. Es geht um seine Bewegungsmuster, nicht direkt um die Leistungsfähigkeit. Wie sind seine Bewegungen, wie stabil ist sein Bewegungsapparat? Wo kann ich mit ihm anfangen zu trainieren.
Sie bieten Personal Training im persönlichen Umfeld. Wie funktioniert das?
Zum einen habe ich mein eigenes Trainingsstudio, in dem ein optimales Training möglich ist. Das Training muss jedoch nicht zwangsläufig in meinem TRAININGSDECK stattfinden. Viele Klienten haben ihr eigenes gutes Setup, ihre eigenen Trainingsräume zu Hause oder in der Firma. Ich biete meinen Kunden daher auch an, zu ihnen zu kommen. Es geht um das optimale Setup für jeden Einzelnen. Der Trainingsort ist abhängig davon, welche Ziele erreicht werden sollen und wo derjenige trainieren möchte. Wenn jemand zu mir kommt und für den Marathon trainieren möchte, dann sollte das Training Laufen beinhalten und man sucht sich dann Plätze aus, wo das auch Spaß macht. In Hamburg gibt es da übrigens tolle Strecken.
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Wie sieht ein typisches Training aus? Können Sie uns ein Beispiel geben?
In meinem Training gebe ich einen gewissen Rahmen vor. Es beginnt mit faszialen Techniken zur Bearbeitung des Bindegewebes, sogenanntem Foam Rolling oder Trigger Point Therapy. Danach geht es in eine bewegungsvorbereitende Phase, in der wir an der Mobilität und Stabilität einzelner Strukturen arbeiten und mehr und mehr in Bewegungsmuster gehen. In dieser Phase versuche ich, Bewegungen möglich zu machen, die es vorher nicht waren. Der Stoffwechsel wird aktiviert und der Körper aufgewärmt. Anders als beim herkömmlichen Aufwärmtraining, mit 30 Minuten Radfahren oder Stepper, werden hier Gelenke in größeren Bewegungsradien bewegt und Muskelketten aktiviert.
Das „Training“ beginnt anschließend, je nach Schwerpunkt, entweder kraftorientiert oder in der metabolischen Variante. Bei den Golfern zum Beispiel ist es eher eine Mischung aus Kraft und ballistischem Training, bei dem sie schnellkräftig arbeiten und in der Rotation beispielsweise werfen. Diese drei Varianten werden je nach Bedarf in unterschiedlichen Zeitfenstern eingehalten.
Hängen körperliche und berufliche Leistungsfähigkeit zusammen?
Auf jeden Fall. Es kommt zwar immer auf die Art des Berufes an, aber ich gehe davon aus, dass wir eher über intellektuelle, psychisch fordernde Bürojobs sprechen, für die der Zusammenhang zwischen Körper und Geist auf jeden Fall belegt ist.
Welche Tipps für den Alltag können Sie Anfängern geben?
Raus aus der Zwangshaltung! Es gibt keine optimale Körperhaltung, die man länger als eine Stunde halten sollte. Wichtig ist es, immer wieder Bewegung einzubauen. Es gibt einige wertvolle Standardtipps wie beim Telefonieren aufzustehen und einen Wechsel zu schaffen zwischen Sitzen, am Stehpult stehen, beim Telefonieren aus dem Fenster schauen, das Fenster öffnen und sich strecken. Solche kleinen Dinge bringen enorm viel! Kleine Hausaufgaben gehen auch super im Büro, wie zum Beispiel ein kurzes Beinworkout: Zehn Kniebeugen oder Sprünge - das ist auch völlig ohne Schwitzen möglich und lässt sich immer zwischendurch einbauen.
Alltagstipp von Georg Kramer: „Raus aus der Zwangshaltung! Stehen Sie beim Telefonieren auf, schaffen Sie einen Wechsel zwischen Sitzen und am Stehpult stehen, öffnen Sie das Fenster und strecken Sie sich. Machen Sie zehn Kniebeugen oder Sprünge. Solche kleinen Dinge bringen enorm viel!“
Wieviel Zeit sollte man sich pro Woche oder pro Tag für das Training nehmen?
Ich gehe davon aus, dass die Leute mindestens dreimal in der Woche trainieren sollten. Das muss nicht immer mit mir sein, aber das Training sollte etwa eine Stunde dauern. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass das meine Kunden eher abschreckt. Deshalb gebe ich ihnen lieber kleinere Trainingseinheiten von 10 – 15 Minuten als Hausaufgabe auf und da kann ich fast sicher sein, dass diese Workouts, zum Beispiel für die Beine, auch absolviert werden. Ich versuche dann mit diesen kleinen Einheiten auf vier- bis fünfmal die Woche zu kommen. Aber es kann auch mal sein, dass nur eine Viertelstunde am Tag trainiert wird.