Eri Trostl über berufliche Leistungsfähigkeit
Achten Sie als ausgebildeter Mentalcoach auch auf psychische Aspekte?
Psychische und emotionale Aspekte spielen bei meiner Arbeit eine wesentliche Rolle. Zwar kommen 70 bis 80 Prozent meiner Kunden wegen eines gesundheitlichen Themas zu mir, oftmals merke ich allerdings im Gespräch, dass andere Ursachen dahinterstecken, die angeschaut werden müssen. So kam beispielsweise einmal eine Frau zu mir, die abnehmen wollte. Sie hatte schon mehrere Personal Trainer und absolvierte mehr als fünf Bewegungseinheiten in der Woche. Über eine gesunde Ernährung wusste sie alles. Sie wollte abnehmen und schaffte es vor unserer Zusammenarbeit nicht nachhaltig. Mir war klar, dass eine weitere Ernährungsumstellung oder noch mehr körperliche Aktivität nichts ändern würde. An diesem Punkt greift dann das Mentalcoaching.
Und wie geht es nach der Bestandsaufnahme weiter?
Nachdem ich mir einen Überblick über den Ist-Zustand verschafft habe, mache ich dem Klienten ein Angebot, wie wir starten können. Im Laufe der gemeinsamen Arbeit kommen dann die drei Säulen Bewegung, Ernährung und die bewusste Persönlichkeitsentwicklung zum Einsatz. Ich starte jedoch nie mit allen dreien auf einmal, das wäre zu viel. Mentalcoaching findet bei mir häufig in Kombination mit Bewegung statt, zum Beispiel während eines Spaziergangs, einer Wanderung, eines Lauftrainings oder einem funktionellen Krafttraining.
Wirkt mentales Coaching besser, wenn wir uns bewegen?
Es ist wissenschaftlich belegt, dass unser System und der Organismus sich viel rascher öffnen, wenn wir in Bewegung sind. Ich als Coach erreiche dann schneller die tiefliegenden Seelenthemen und das Bewusstsein der Menschen. Wenn der Körper und das Gehirn ausgepowert sind – im Sinne von beruhigt, nicht von erschöpft – kommen die Menschen selbst schneller an ihre blockierenden oder einschränkenden Themen sowie Veränderungsprozesse heran. Das Ganze passiert in meiner Arbeit sehr häufig draußen in der Natur und an der frischen Luft. Das ist effektiver, als mit meinen Klienten in einem Raum zu sitzen und sie zu befragen.
Kann nur derjenige beruflich leistungsfähig sein, der auch fit ist?
Das ist eine gewagte Aussage. Aber natürlich ist ein Mensch, der körperlich fit ist im Alltag und im Beruf leistungsfähiger. Vor allem wenn er sich um seine Gesundheit und Beweglichkeit, sowohl im Körper, als auch im Geist kümmert. Zum einen ist er zufriedener und ausgeglichener, zum anderen spielt auch der Körper besser mit. Darüber hinaus ist die Motivation viel größer, wenn der Körper gut versorgt und fit ist und wir uns wohlfühlen. Die Alltagsaufgaben werden dann besser fokussiert und konzentrierter ausgeführt, was natürlich einem zielgerichteten Ergebnis dient!
Wie viel Zeit sollte man sich pro Woche oder pro Tag für das Training nehmen?
Meiner Meinung nach ist es sinnvoller jeden Tag ein bisschen und dafür kürzer zu trainieren, als einmal pro Woche eine sehr lange Einheit zu absolvieren. Für viele Menschen ist es oft noch sehr schwierig, sich diese Zeit zu nehmen. Wenn man für sich vorsorgen möchte, sind zwei bis drei sinnvoll geplante Einheiten von 30 - 90 Minuten pro Woche sehr gut. Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer sollten hier gut kombiniert werden. Aber auch kleinere Übungen oder ein Spaziergang sind schon eine Steigerung zum Nichtstun.
Sie arbeiten auch viel mit der Pilates-Methode. Ist sie besonders wirksam?
Grundsätzlich halte ich das Pilates-Training, das ja der Ursprung meiner Personal Coaching-Karriere war, für eine sensationell gute Methode. Ich habe mit keinem anderen Training, das die Tiefenmuskulatur, Koordination und Stabilität betrifft, bessere Ergebnisse erzielt. Zudem verbindet Pilates das Körperliche und das Mentale. Pilates ist daher ein häufig eingesetztes Element in meiner Arbeit. Jeder meiner Klienten kann die Methode, die Prinzipien und die Atmung. Pilates ist aber nicht das Einzige. Es kommen noch das Ausdauer- und funktionelle Krafttraining, die Ernährung und bewusstseinsverändernde Interventionen hinzu.