CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Cordula Nußbaum (Teil 1)

CAREERS LOUNGE: Frau Nußbaum, Ihr neues Buch heißt "Meine Glüxx-Factory". Können wir Glück am laufenden Band produzieren?

Cordula Nußbaum: Nicht am laufenden Band, aber ja, wir können Glück tatsächlich selbst produzieren! Nicht immer – und das ist auch gut so. Denn wenn wir uns wünschen würden, Glück am laufenden Meter zu haben, wäre die Messlatte eindeutig zu hoch gehängt. Es geht mir in meinem Buch nicht um das Schweben in einer dauerrosa Wolke oder um die Erwartung, dauernd glücklich zu sein. Im Leben haben wir unseren Alltag mit all seinen Höhen, aber natürlich auch Tiefen. Wir erleben Schicksalsschläge, die wir verarbeiten müssen, wir haben auch mal stressige Phasen. Glück am laufenden Band zu produzieren, würde uns schon wieder Stress machen. Es geht nicht darum, dauernd happy zu sein, sondern bewusst wahrzunehmen, wie es mir momentan geht und prinzipiell im Leben. Und mir klarzumachen, dass ich mehr glückliche Momente produzieren und mehr Glück in mein Leben hereinholen kann, als ich vielleicht bislang gedacht habe.

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Wie können wir mehr Glück selbst in unser Leben hereinholen?

Jeder von uns hat einen Glückslevel, das ist biologisch in unserem Gehirn angelegt. Jeder von uns hat einen „Glücks-Setpoint“. Und jetzt können wir bewusst Aktivitäten in unseren Alltag holen, die dafür sorgen, dass dieses Glückslevel angesprochen wird, dass wir Glückshormone ausschütten. Wichtig dabei: Löse dich auf jeden Fall davon, was man unter Glück versteht oder was andere Menschen happy macht. Beobachte dich selbst: was verschafft dir kleine Glückskicks? Dann sagt der eine vielleicht, mir gibt es einen Glückskick, wenn ich jetzt hinausgehe und die Sonnenstrahlen auf der Haut spüre, da merke ich richtig, wie mein Körper Glückshormone produziert. Während der andere vielleicht sagt, wenn ich nachts in einem Techno-Schuppen die ganze Nacht durchtanzen kann, dann bin ich wach, da bin ich happy, das ist genau mein Ding.

Das bedeutet im ersten Schritt bewusst wahrzunehmen, bei welchen Aktivitäten schütte ich Glückshormone aus? Und dann natürlich breiter darauf zu schauen im Leben. Was brauche ich insgesamt an Lebensumständen, an beruflichen Tätigkeiten, damit ich ein grundsätzliches Gefühl der Zufriedenheit habe? Damit sind wir schnell im Thema, was ist mir wirklich wichtig in meinem Leben? Welche Werte, welche Motive machen mich als Charakterkopf aus? In welcher Talentewelt bin ich unterwegs? Was macht mich wirklich glücklich. Wenn ich das erkenne, kann ich mir mein Leben so einrichten, dass ich mehr von den Aktivitäten in meinem Leben habe, die mich grundsätzlich zufrieden machen. Ein erster Schritt dabei ist, mich selbst besser kennen zu lernen – beispielsweise mit dem Selbst-Check "Welcher Glüxx-Typ bin ich?".

Sie haben den Beruf erwähnt, ist denn mehr Glück auch im Arbeitsleben machbar?

Definitiv! Mir tut jeder Mensch leid, der im Job unglücklich ist. Mich macht es sehr traurig, dass viele Menschen in diesem Unglück ausharren und sagen, dass sie aufgrund der schwierigen Marktlage froh sein müssen, überhaupt einen Job zu haben. Da wir einen Großteil unserer Lebenszeit im Job verbringen, arbeite ich beispielsweise mit meinen Coaching-Klienten daran, dass sie erkennen, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, ich kann raus aus dem Hamsterrad. Falls ich noch nicht weiß wie, entwickeln wir Schritte, mit denen sie langsam ihr Leben verändern, so dass sie sich freuen in ihr Büro oder an ihren Arbeitsplatz zu gehen.

Wichtig ist: Es gibt garantiert keinen Job auf der Welt, in dem stundenlang alles himmelhochjauchzend ist. Zu jedem Job gehören Aufgaben, Konflikte oder Phasen dazu, in denen man denkt, was mache ich hier eigentlich. Aber eine prinzipielle Zufriedenheit ist machbar. Ich möchte wirklich jeden ermuntern, suche dir deine Bausteinchen zusammen: Was macht für dich Glück in der Arbeit aus? Denn du kannst es erreichen!

Sie sind Zeitmanagementexpertin. Viele Menschen, besonders auch viele Führungskräfte fühlen sich heute gestresst durch die durch die Arbeitsverdichtung und durch die Informationsflut. Wie lautet Ihre Empfehlung, weniger Stress zu erleben?

Ein gewisses Stresslevel tut uns ja auch gut. Nehmen wir das Thema permanente Erreichbarkeit: Manche ziehen sogar ihr Glücksempfinden daraus, jederzeit erreichbar zu sein und rund um die Uhr springen zu können. Im New Work, bei neuen Arbeitsmodelle mit Work-Life-Blending, vermischen sich Beruf und Privatleben komplett – und wenn jemand sagt, das ist aber völlig fein für mich, dann ist es auch gut. Raus aus dem Stress heißt in erster Linie, lass dich nicht infizieren, bloß weil alle um dich herum gestresst sind und sagen, du brauchst eine gesunde Work-Life-Balance, du musst viele Auszeiten haben. Wenn ich merke, das Action-Level tut mir gut, Vermischen tut mir gut – dann go for it, ändere nichts.

Einen Grund etwas zu verändern, gibt es erst in dem Moment, in dem die Führungskräfte, die Berufstätigen merken, dass sie sich zum Beispiel nicht mehr auf bestimmte Aufgaben konzentrieren können, dass sie schlecht schlafen, dass sie ihre sozialen Kontakte einschränken, weil im Vordergrund steht, dass sie ihren Workload stemmen müssen. Dann ist der Punkt erreicht, an dem wir sagen können: Jetzt lass uns mal schauen, wie kommst du raus aus der Nummer.

Mein Lieblingstipp ist mittlerweile: Wenn du mehr schaffen willst, tue weniger! Im Sinne von mach eine Pause, erhol dich, leg dich jetzt noch an den See, solange es draußen schön warm ist oder kuschle dich irgendwo in ein Wellness Hotel ein, aber komm zur Ruhe. Das klingt super kontraproduktiv, weil das genau die Challenge ist, die die Leute haben, wenn sie sagen, ich habe totalen Stress und komme nicht mehr raus.

In dem Moment, in dem wir gestresst sind, fangen wir in der Regel an, noch mehr zu arbeiten, aber mit dem Effekt, dass wir mehr Fehler machen. Je müder ich werde, desto länger dauert es. Und in dem Moment, wo ich mich allein nur mal einen Tag ausklinke, merken wir plötzlich, so schlimm ist es ja gar nicht. Weil ich in der Ruhe, wenn ich wieder in meiner eigenen Kraft bin, deutlich besser Prioritäten setzen kann und dann auch mit der Hektik, mit dem Stress deutlich gelassener umgehen kann.

Lieblingstipp:

Ich weiß, das ist schwierig, aber das ist mein Lieblingstipp: Klink dich mal einen Tag aus, komm zur Ruhe, schlaf dich aus. Am nächsten Tag, wenn du in die stressige Situation zurückkommst, merkst du plötzlich, so schlimm ist es ja gar nicht. Weil ich in der Ruhe, wenn ich wieder in meiner eigenen Kraft bin, deutlich besser Prioritäten setzen kann und dann auch mit der Hektik, mit dem Stress deutlich gelassener umgehen kann.

Also im Sinne von Energie- statt Zeitmanagement, die Energie aufzuladen.

Ja, genau. Wir sagen immer, mir mangelt es an Zeit. Ich glaube, wir haben heutzutage kein Zeitproblem, sondern wirklich ein Aufmerksamkeitsproblem. Wir haben so viele Möglichkeiten oder Hilfsmittel, die uns das Leben erleichtern, wie Internet, Remote-Arbeitsplätze, man muss nicht mehr drei Stunden im Stau stehen oder in der überfüllten S-Bahn sitzen, um zu seinem Arbeitsplatz zu kommen. Wir haben über neue Arbeitszeit- oder Arbeitsplatzmodelle extreme Zeitersparnis bekommen, aber die spüren wir nicht, die kommt bei uns nicht an, weil unsere Aufmerksamkeit sofort wieder in andere Kanäle geht. Es gibt Social Media und tausend Projekte, in denen wir uns engagieren könnten. Die neue Herausforderung ist bewusst zu entscheiden, wo soll meine Aufmerksamkeit hingehen? Wo möchte ich meine Energie und Kraft hineinstecken? Und hier viel klarer zu priorisieren.

Buchtipp:

Mehr zum Thema erfahren Sie im CAREERS LOUNGE Buchtipp: Cordula Nussbaum: Meine Glüxx-Factory: So mache ich mich einfach glücklich!