Achtsamkeit als Wegweiser: Alles Übungssache
Achtsamkeit ist Übungssache
Achtsamkeit ist zwar kein Wundermittel, um Stress im Beruf einfach verschwinden zu lassen, wird aber bereits in der Gesundheitsförderung und Prävention mit Erfolg eingesetzt. Dr. Kai Romhardt, Initiator des Netzwerkes „Achtsame Wirtschaft“, Unternehmensberater und Meditationslehrer weist darauf hin, dass es sich bei Achtsamkeit um kein Konzept, sondern um einen „trainierbaren Geisteszustand“ handelt. Dieser lässt sich nicht erzwingen, sondern muss geduldig geübt werden. Dazu bieten sich praxisorientierte Seminare, Workshops oder Einzeltrainings an. Die Teilnehmer lernen hier in mehrwöchigen Kursen beispielsweise Übungen zum achtsamen E-Mailen, zum Umgang mit der Zeit und mit Meetings.
Praxis-Tipp:
Schauen Sie sich doch gleich diese drei Achtsamkeitsübungen an
Achtsamkeit am Schreibtisch
Darüber hinaus lässt sich Achtsamkeit aber auch ganz praktisch im beruflichen Alltag üben. So empfiehlt die Beraterin und Buchautorin Maria Gonzalez für Manager die Technik „Micro Meditation“. Dabei sollten Sie bis zu drei Minuten lang konzentriert atmen und Ihren Atem genau beobachten: Ist er flach oder tief? Hebt sich der Bauch oder beugen sich die Schultern? Anschließend gilt es, gezielt in den Bauch hinein zu atmen. Zwei bis viermal am Tag praktiziert – beispielsweise vor einem Meeting oder einer Telefonkonferenz – bewirkt diese Übung sofort eine erhöhte Konzentration und innere Ruhe.
Aufmerksam zuhören
Bei einer zweiten Technik, „Mindfulness in action“, steht das aufmerksame Zuhören im Fokus. Dabei geht es darum, sich bewusst zu machen, wie oft die Gedanken während eines Gesprächs oder eines Meetings abschweifen. Bemerkt man es, gilt es, sich wieder ausschließlich dem bloßen Zuhören zuzuwenden. So lernt der Geist, sich zu zentrieren und sich alleine dem Hier und Jetzt zu widmen. Auch das achtsame Verrichten von Routinetätigkeiten (wie dem Gang zum nächsten Meeting, dem Mittagessen oder dem Schreiben von E-Mails) hilft bei der Entschleunigung.
Nehmen Sie sich Zeit
Diese kleinen Übungen dienen dazu, Übererregung abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen – ein wichtiger Schritt, um Burnout vorzubeugen. Gleichzeitig ist es wichtig, wie Dr. Kai Romhardt betont, Phasen in den beruflichen Alltag einzubauen, in denen man nicht funktionieren muss: ohne Planung, Aktivitäten und Zielerreichungsdruck. Fällt beispielsweise ein Termin aus, sollte man nicht automatisch zum nächsten Punkt der To-Do-Liste hetzen, sondern bewusst das „Dauer-Denken, Dauer-Planen, Dauer-Vergleichen“ unterbrechen.
Ein zentrales Prinzip beim Achtsamkeitstraining ist ferner die gesunde Distanzierung von persönlichen Titeln, Erfolgen und Projekten. Denn wer sich als Ganzes sieht und sich nicht nur auf seine Erfolge und Misserfolge reduziert, gewinnt an innerer Freiheit und Entspannung.
Achtsamkeit präsent halten
Um dauerhaft Erfolg mit der Methode der Achtsamkeit zu erzielen, ist es wichtig, sich im Alltag immer wieder aufs Neue darin zu üben und das Thema in Erinnerung zu rufen. Am besten gelingt das, wenn im gesamten Unternehmen eine Atmosphäre herrscht, in der sich jeder Einzelne um mehr Achtsamkeit bemüht. Pausen zwischen den Meetings, gemeinsame kurze Meditationen oder Wiederauffrischungstreffen sorgen dafür, dass das Thema nicht in der allgemeinen Hektik untergeht, sondern stets präsent bleibt.
CAREERS LOUNGE Praxistipp:
Eine Möglichkeit, das Thema auch im Management nachhaltig zu etablieren, ist der Zusammenschluss in Netzwerken. So tauschen sich beispielsweise im Verein „Achtsame Wirtschaft“ Unternehmer zum Thema „Achtsamkeit in der Organisation“ aus sowie zur „Achtsamkeit im Verkauf und der Kundenbeziehung“. Inzwischen organisiert das Netzwerk über 100 Veranstaltungen in 20 Städten und stellt acht Regionalgruppen, unter anderem in Berlin, Frankfurt, München und Wien.