Gastbeitrag von Edgar K. Geffroy (Teil 2)
Digitaler Wandel: Herausforderungen und Chancen im Personalbereich
Worauf achten Sie bei einem Unternehmen?
Stellen Sie sich mal folgende Frage: Worauf achten Sie, wenn Sie ein Unternehmen betreten? Sie prüfen als Erstes, ob Sie sich in der Umgebung wohlfühlen. Es muss passen wie ein Maßanzug. Das liegt allerdings nur zur Hälfte an Exterieur und Interieur. Die andere Hälfte der Wahrheit über das Unternehmen liest der Bewerber in den Gesichtern der Mitarbeiter. Lächeln sie? Sind sie gut gelaunt? Wirken sie gestresst? Wer möchte nicht lieber Teil eines lockeren Teams sein, das Spaß an der Arbeit ausstrahlt!
„Der Wandel macht auch vor den Türen der Personalabteilung nicht halt. Wir denken sogar, dass gerade in diesen Köpfen der größte Wandlungsprozess stattfinden muss.“
Mitarbeitermagazin statt Werbung
Wir kennen unzählige Personalchefs, die dem Bewerber nach dem Gespräch die aktuelle Ausgabe des Kundenmagazins in die Hand drücken. Werfen Sie auf der Heimfahrt doch einfach einen Blick hinein. Entdecken Sie, was wir für unsere Kunden tun und welche fantastischen Produkte wir entwickeln, produzieren und verkaufen. Sie werden uns lieben! Nur die wenigsten HR-Manager haben begriffen, wie es wirklich funktioniert. Diese Minderheit überreicht die aktuelle Ausgabe des Mitarbeitermagazins. Das wird allerdings in vielen Firmen immer noch als Sprachrohr des Vorstands missbraucht. Diskussionen über die Quartalszahlen findet man dort ebenso wie Vergleiche mit der Konkurrenz, wobei Zahlen so präsentiert werden, dass das eigene Unternehmen gut abschneidet.
Geschichten über Mitarbeiter geben Geborgenheit
Die Mitarbeiter wollen bei Laune gehalten werden, und wie kann man Mitarbeiter mit geringem Kostenaufwand besser motivieren als mit einem pauschalen Lob der gesamten Belegschaft im Mitarbeitermagazin? Nur die allerwenigsten haben begriffen, dass Mitarbeitermagazine die geborenen Spielwiesen fürs „Storytelling“ sind. Gut und aufwendig recherchierte Geschichten über einzelne Mitarbeiter sind ein Zeichen von allerhöchster Wertschätzung, und wenn ein Bewerber mehrere solcher Geschichten in einer Ausgabe liest, empfindet er Geborgenheit. Nichts schmeckt so sehr nach Omas Spätzle wie ein gut gemachtes Mitarbeitermagazin. Setzen Sie es auf Ihre To-do-Liste. Aber bitte ganz nach oben, auch wenn Sie es für ein Relikt aus längst vergangener Zeit halten, das in der digitalen Welt nichts verloren hat. Merke: Mitarbeitermagazine sind genauso analog wie Mitarbeiter.
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„War for Talents“ – Kriegserklärung oder Säbelrasseln?
Der Begriff „War for Talents“ suggeriert Endzeitstimmung. Einer wird gewinnen, der Rest wird verlieren. So ist Krieg nun einmal. Was früher Zeitungsanzeigen leisteten, erledigen heute die digitalen Drohnen mit der Aufschrift „Landingpage“. Doch ich habe gute Nachrichten, die die Dramatik entschärfen: Ihr Unternehmen kommt nicht vors Kriegsgericht, wenn Ihr Versuch, einen Absolventen der High-Potential-Class zu verpflichten, scheitern sollte. Schließlich entscheiden nicht die Besten der Welt über Ihren Erfolg, sondern die Besten für Ihr Unternehmen. Es geht einzig und allein darum, die Positionen in Ihrem Unternehmen – allen voran die Schlüsselpositionen – optimal zu besetzen.
Soft Skills machen den Unterschied
Das „H“ in Human Resources macht den Unterschied, und deshalb zählen nicht auf allen Positionen allein die Qualifikationen, sondern mindestens ebenso die menschlichen Faktoren, die sogenannten Soft Skills: Wer passt ins Team und warum nimmt an Bewerbungsgesprächen eigentlich nie das Team teil, für das der Bewerber vorgesehen ist? Wer scheint bereit, die Investition in die Ausbildung zurückzuzahlen, indem er länger als der Durchschnitt bleibt? Hohe Personalfluktuation ist ebenso schädlich wie mangelndes Gespür in Sachen Charakterbewertung. Empathie und Treue bedingen und ergänzen einander.
Fluktuation statt Dienstjubiläen
Früher galt die Regel der goldenen Uhren: Wer in einem Unternehmen die Lehre absolvierte, blieb dort bis zum Lebensende, weshalb 40- und 50-jährige Dienstjubiläen keine Seltenheit waren. Dieses Ritual wird schon in naher Zukunft aussterben. Das liegt aber nicht einzig und allein an der selbstgewählten Fluktuation der Mitarbeiter, sondern oftmals auch an den Unternehmen, die – heute von einem Wettbewerber gekauft – morgen schon eine neue Unternehmensphilosophie einpflanzen, die den Vorstand und zahlreiche Abteilungen komplett entwurzelt. Führungskräfte, die dank ihres Charismas ein schlagkräftiges Team aufbauen konnten, zu denen junge Mitarbeiter geradezu aufschauen, werden entlassen und durch einen Kandidaten aus der Zentrale des übernehmenden Unternehmens ersetzt. Motivations- und in der Folge Leistungseinbrüche von 50 Prozent sind nicht selten das Ergebnis solcher Umwälzungen.
Interview
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Erfolgsfaktor Technologie
Übrigens: 80 Prozent der Generation Y machen ihre Jobwahl von der gebotenen technologischen Ausstattung des Arbeitsplatzes abhängig. Diese jungen Leute wissen besser als so manch alter Hase, wie sehr Unternehmenserfolg von den vorhandenen IT-Strukturen abhängt. Wer im Büro einen Computer vorfindet, der seinem „Home“-Computer an Leistung unterlegen ist, wird sich mit diesem Umstand langfristig nicht anfreunden können. Wer mit produktiveren Werkzeugen ausgestattet wird, ist leistungsfähiger, und wer durch veraltete Technologie auf Dauer ausgebremst wird, verliert ziemlich schnell die Selbstmotivation. Diese Logik sollte jedem einleuchten, der Erfolg zu seinem Unternehmensziel gemacht hat. Und wer hat das schließlich nicht?
Führungsstil anpassen
Zeiten ändern sich, und wer sich mit ihnen ändert, wird überleben. Die Zeiten haben sich längst geändert: Ein Mitarbeiter von heute muss nicht gemanagt werden – er ist erwachsen und intelligent genug, das selbst zu leisten. Ein guter Manager weiß das. Und fördert es, indem er seinen Führungsstil anpasst.
Buchtipp
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Motivieren zum Erfolg
Und die Moral von der Geschichte? Charismatische Führer sind wie Topverkäufer: Sie sind auf den ersten Blick Superstars, doch auf den zweiten Blick wird deutlich, dass nicht ihre unmittelbare Leistung den Erfolg bringt, sondern die Motivation, die sie bei den Mitarbeitern auslösen. Die Masse bringt den Erfolg und den Umsatz, nicht der Einzelne oder eine kleine Gruppe.