Gastbeitrag von Edgar K. Geffroy (Teil 1)
Stille Revolution bietet Chancen und Potenziale für eine neue Unternehmenskultur
Jeden Einzelnen wahrnehmen
Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Mitarbeiter nur eine Nummer auf einem Lohnstreifen war. Ein Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern besteht heute aus ebenso vielen Individualisten, von denen sich jeder Einzelne für den Mittelpunkt der Welt hält, um den herum sich alles andere dreht. Daraus erwachsen Probleme: Einfühlungsvermögen des Teamleiters ist gefragt, damit das Teamziel nicht bereits im Keim an ständigen Diskussionen zu ersticken droht.
Chance: Verantwortung übertragen
Hohe Individualität schafft aber auch neue Chancen: Wer seine Ansprüche erfüllt sehen möchte, muss auch ein höheres Maß an Verantwortung schultern – nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Arbeit. Selbstständiges Denken wiederum ist eine Petrischale für neue Ideen, und wo neue Ideen miteinander kombiniert und Standardprozeduren hinterfragt werden, werden Ziele schneller erreicht.
Selbstmotivation stärken
Die Kommunikationsbedürfnisse jedes Einzelnen müssen erkannt werden, und auch Kritik an den Ideen der Führungskräfte muss erlaubt sein. Ein Individualist, der das Gefühl hat, sich frei entfalten zu dürfen, muss nicht mehr motiviert werden: Er motiviert sich selbst. In einer solchen Unternehmenskultur wächst automatisch der Wettbewerb untereinander, und das wiederum führt zu noch höherer Produktivität. Wer fair behandelt wird, revanchiert sich mit erhöhter Loyalität. Im Grunde genommen ist diese Situationsbeschreibung ein offenes Geheimnis. Sollte man meinen. Scheinbar haben das die meisten Unternehmen aber immer noch nicht verstanden!
Ein Individualist, der das Gefühl hat, sich frei entfalten zu dürfen, muss nicht mehr motiviert werden: Er motiviert sich selbst.
Woran Unternehmen scheitern
Was genau sind die Ursachen für dieses unternehmerische Scheitern? In erster Linie vermutlich die Tatsache, dass – gerade in großen Unternehmen, wo das Controlling Entscheidungen massiv beeinflusst – alles gemessen wird. Alles außer den Dingen, die wirklich zählen. Prozente, Quotienten und stochastische Werte geben uns ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit, Zahlen werden zu heiligen Kontrollinstrumenten. Doch das alles ist nur Illusion. Unternehmenskultur ist das Geheimrezept, das immer funktioniert, aber nur selten Anwendung findet.
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Unternehmenskultur kostet nichts
Und obwohl Unternehmenskultur nichts kostet, werden alle anderen Wege beschritten, deren Kosten erst einmal in unzähligen Meetings und von ebenso vielen Gremien abgenickt werden müssen. Doch wie will man Unternehmenskultur mit Zahlen messen? Weil das nicht funktioniert, scheint diese Option eine ungeeignete zu sein. Unternehmenskultur lässt sich nicht befehlen; sie muss langsam wachsen und ist zudem abhängig von der Bereitschaft der Mitarbeiter, diese Philosophie mitzutragen. Das Interessante daran: Je näher die Unternehmenskultur dem natürlichen sozialen Verständnis jedes Einzelnen entspricht, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie akzeptiert wird. Das Investment ist also mehr als überschaubar, denn niemand muss sich verbiegen, um diese Werte zu vertreten und im zweiten Schritt zu leben.
Je näher die Unternehmenskultur dem natürlichen sozialen Verständnis jedes Einzelnen entspricht, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie akzeptiert wird.
Freiheit und Verantwortung statt starrer Hierarchien
Was kostet beispielsweise die Bereitschaft zum offenen Dialog? Warum gibt es in einer Welt, in der Freiheit, Verantwortung und Bereitschaft zu ständigem Lernen selbstverständliche Teile des Lebens sind, immer noch so viele Unternehmen, die an strengen Hierarchien festhalten? Das beste Beispiel für erfolgsorientierte Unternehmenskultur ist das Ideenmanagement: Früher hatten nur die Superhirne eines Unternehmens das Recht auf eine Meinung. Das Wissen von Millionen von Mitarbeitern, von anonymen Superhirnen, lag brach. Heute geht das Ideenmanagement Hand in Hand mit dem Beschwerdemanagement und nutzt nicht nur dem Kunden, sondern letztendlich auch der eigenen Bilanz.
Interview
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Mangelnde Unternehmenskultur – ein Teufelskreis
Mangelnde Unternehmenskultur führt zu Passivität auf beiden Seiten und zu einem Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist: Während die Führungsetage die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter bemängelt, kritisieren diese den Führungsstil der Unternehmensleitung – von den Qualitäten der direkten Vorgesetzten ganz zu schweigen. Das Ende vom Lied: Mitarbeiter behalten ihre Ideen für sich. Und das nicht allein aus böser Absicht, sondern in erster Linie aus Angst vor Kritik und Kündigung. Wenn Schweigen zu einer Form der Passivität wird, hat es ein Unternehmen schwer, die Alarmglocken zu hören. Am Ende hat man eine Kultur erschaffen, die keinen Nährboden für neue Ideen zur Verfügung stellen kann. Und das ist dann gleichzeitig der Anfang vom Ende. Und dann ist es auch bereits zu spät zu erkennen, dass Zuhören ein wichtiger Teil von Kommunikation und Schweigen alles andere als Gold ist. Und dass die ganze Energie, die ein Unternehmen nach vorn bringen kann, darauf ver(sch)wendet wurde, auf Positionen zu verharren und Schwächen zu vertuschen.
Buchtipp
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