Die sieben Resilienzfaktoren
Die sieben Resilienzfaktoren
1. Emotionssteuerung
Die Steuerung unserer Emotionen beschreibt die Fähigkeit, auch in stressigen Situationen gelassen zu bleiben und sich positiv zu motivieren. Wenn beispielsweise ein Callcenter-Mitarbeiter im Umgang mit einem unfreundlichen Anrufer höflich bleibt, steuert er seine Emotionen. Auch eine Führungskraft, die unangenehme Entscheidungen an ihre Mitarbeiter kommunizieren muss, sollte über die Fähigkeit der Emotionssteuerung verfügen. Resiliente Menschen können ihre Emotionen wirksam durch verschiedene Verhaltensweisen und Techniken beeinflussen. Sie sind dadurch in der Lage, große persönliche Herausforderungen und auch Situationen des Scheiterns zu meistern. Ihre innerlichen Techniken, Emotionen wirksam zu kanalisieren, steigern ihre Leistungsfähigkeit.
2. Impulskontrolle
Impulskontrolle bezeichnet die Steuerung der eigenen Impulse insbesondere unter Druck. Der Kopfstoß Zinédine Zidanes im WM-Finale 2006 ist ein Beispiel für verlorene Impulskontrolle: Der Franzose Zidane rammte mit voller Wucht seinen Kopf gegen die Brust von Italiens Marco Materazzi, weil dieser zuvor Zidanes Familie beleidigt hatte. Die negativen Folgen für seine Mannschaft blieben nicht aus.
Die wirksame Steuerung von Impulsen ist für die Zielerreichung besonders wichtig, um in unserer komplexen Umgebung konzentriert zu bleiben. So ist es zum Beispiel ein erster Impuls, E-Mails sofort zu öffnen oder Social Media ständig zu verfolgen. Das hindert uns jedoch daran, auf eine Aufgabe fokussiert zu bleiben. Durch eine effektive Impulskontrolle und innere Disziplin können Projekte wesentlich besser zu Ende geführt und die Produktivität erhöht werden.
3. Kausalanalyse
Kausalanalyse beschreibt die Bereitschaft, sowohl Erfolge als auch Rückschläge zeitlich und inhaltlich zu analysieren und daraus Konsequenzen zu ziehen. Menschen mit hoher Resilienz nehmen sich die Zeit, eine Situation gründlich zu analysieren. Durch die Analyse der Gründe für Erfolg und Misserfolg können Sie Situationen nüchterner und realistischer einschätzen. Sie vermeiden es damit, denselben Fehler zu wiederholen oder ihre Ressourcen zu verschwenden.
4. Empathie
Der Resilienzfaktor Empathie steht für die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen und Gedanken anderer Menschen einzufühlen. Sie ermöglicht den Wechsel der Perspektive und die Steuerung von Emotionen. Dies ist zum Beispiel von Bedeutung, wenn Sie sich in die Denkweise Ihrer indischen Geschäftspartner hineinversetzen wollen, um ein wichtiges Geschäft in Indien abzuschließen. Diese interkulturelle Kompetenz basiert auf einer hohen Fähigkeit zur Empathie.
Gerade für Menschen mit häufigem Kundenkontakt ist Empathie eine wesentliche und notwendige Befähigung. Insbesondere im Beschwerdemanagement ist es unabdingbar, sich in die Lage eines ärgerlichen und unfreundlichen Kunden hineinzuversetzen, um ihm Lösungsmöglichkeiten anbieten zu können, statt sich persönlich angegriffen zu fühlen und negativ auf Vorwürfe zu reagieren.
5. Realistischer Optimismus
"Don’t worry, be happy" oder die Betrachtungsweise "Das Glas ist halb voll und nicht halb leer" sind Ausdruck einer optimistischen Grundhaltung. Menschen, die auch in Krisenzeiten mit einem gewissen Abstand auf die Situation blicken und erkennen, was – trotz aller Probleme – gerade gut und vorteilhaft für sie verläuft, können ihre Energie und Aufmerksamkeit auf die sachliche Problemlösung richten. Dabei schätzen realistische Optimisten die Gegebenheiten nüchtern ein, sind nicht übertrieben optimistisch, sondern wägen sowohl die Chancen als auch die Risiken besonnen ab. Das Handeln realistischer Optimisten erweist sich dadurch als insgesamt erfolgreicher und glücklicher. Vor allem im Berufsleben wirkt eine optimistische Einstellung zupackender und positiver als eine pessimistische Herangehensweise.
6. Zielorientierung
Zielorientierung steht für die Festsetzung klarer Ziele und die effiziente Herangehensweise bei ihrer Realisierung. Zielorientierung ist ein Maß dafür, wie gerne sich ein Mensch neue Ziele sucht und wie konsequent er sie verfolgt. Menschen mit hoher Zielorientierung sind überzeugt, dass sie einen guten Job machen, sind neugierig und haben ein klares Bild davon, was sie erreichen möchten. Sie bewegen sich im "Hier und Jetzt" und setzen die erforderlichen Aktivitäten in Gang, um ihre Ziele zu verwirklichen. Sie zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie ihre Erfolge genießen können.
7. Selbstwirksamkeit
Selbstwirksamkeit bezeichnet die Überzeugung, dass wir durch unser eigenes Handeln Dinge verändern können. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit übernehmen nicht die Opferrolle, sondern zeichnen sich durch ein Gefühl der Gelassenheit im Umgang mit Schwierigkeiten aus. Sie sind davon überzeugt, sich und ihr Leben selbst in der Hand zu haben. Statt an Routinetätigkeiten sind sie mehr an Herausforderungen interessiert, auch wenn sie dafür zunächst höhere Hürden überwinden müssen.