CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Kommunikationsexpertin Isabel Garcia
CAREERS LOUNGE: Frau Garcia, Sie schreiben eine großartige Erfolgsstory mit Ihren Kommunikationstrainings. Was hat sich in den letzten Jahren entscheidend in der Kommunikation verändert? Wie geht Rhetorik heute?
Isabel Garcia: Ich glaube, dass es heute wieder so geht wie ganz früher. Zwischenzeitlich haben wir uns sehr in Regeln verliebt. Das begann vor über 30 Jahren mit Samy Molcho, der erklärt hat, wie Körpersprache funktioniert. Dann kam die NLP-Ära mit ihren Regeln, in der es quasi ein „Rezeptbuch“ gab, um sich Menschen und Gespräche zu erklären. Ich bin der Meinung, dass es sich wieder in die andere Richtung bewegt, mehr zu Wertschätzung und Hinhören. Es geht also weniger um Techniken, sondern um ehrliches Interesse. Die meisten Kommunikationstechniken haben wir automatisch in unserer Kommunikation, wenn ehrliches Interesse vorhanden ist. Rhetorik und Kommunikation werden von den Aussagen her wieder einfacher. Die Umsetzung ist natürlich nicht immer einfach, wenn ich kein ehrliches Interesse habe. Aber auch dann kann ich mir schon im Vorfeld eine wertschätzende Sache überlegen und als Einstieg ins Gespräch nutzen.
Insider-Tipp:
Überlegen Sie sich schon, bevor ein Gespräch stattfindet, welche wertvollen Eigenschaften Ihr Gesprächspartner hat. Selbst wenn Sie diese Wertschätzung nicht aussprechen, sondern sie sich nur denken, wird das Gespräch automatisch in eine positive Richtung laufen. Antrainierte Techniken brauchen wir daher gar nicht, weil das Gehirn und unser Körper automatisch den richtigen Weg einschlagen.
Wie wichtig ist gut reden zu können für den beruflichen und/oder privaten Erfolg?
Sehr wichtig! Die Frage ist, was bedeutet „gut reden“? Die Basis dafür ist: Haben Sie ehrliches Interesse? Finden Sie etwas Wertschätzendes? Seien Sie authentisch.
Wie ist es möglich, die Kommunikation sofort zu verändern? Können Sie drei Tipps geben?
- Finden Sie eine Sache, die Sie bei Ihrem Gesprächspartner ehrlich wertschätzen können.
- Nehmen Sie sich selbst bewusst wahr. Wenn Sie gut kommunizieren möchten, ist es wichtig zu wissen, wie Ihre persönliche Körpersprache ist. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sich wohlfühlen?
- Bevor Sie in ein Gespräch gehen, fragen Sie sich – auch gerade dann, wenn es schwierig ist: „Was braucht dieser Mensch von mir?“ Manche Menschen brauchen die Empathie, andere brauchen das „Tacheles “. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und setzen Sie es im Gespräch um.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen und Inspiration für Ihre Themen?
Aus dem täglichen Leben. Ich vermeide bewusst die Ablenkung vom IST-Zustand. Ich zwinge mich zum Beispiel dazu, das Handy auszuschalten. Ich sitze in der S-Bahn und schaue mir andere Menschen an. Ich stehe an der Ampel und bin nicht gedanklich schon zu Hause und formuliere die nächsten Briefe, sondern ich schaue mir die Leute an. Ich bin sehr achtsam. Dadurch sehe ich ganz viel und bekomme meine Ideen. Es gibt so viel Spannendes!
Sie selbst sind ja eine höchst erfolgreiche Persönlichkeit. Was ist Ihre persönliche Definition von Erfolg?
Eher daran zu arbeiten, dass ich ein schönes Leben habe, als daran zu arbeiten, dass ich erfolgreich bin. Früher dachte ich, dass Status wichtig ist. Mittlerweile habe ich meinen kompletten Besitz verkauft. Ich habe zwei Koffer, in die passt alles rein. Damit kann ich zum Beispiel in eine möblierte Wohnung einziehen oder ich leihe mir Dinge. Nicht, weil ich kein Geld habe, sondern weil ich nichts besitzen möchte. Das macht meinen Kopf sehr leicht! Ich habe kein Auto, ich habe kein Haus. Ich glaube, diese ganzen Statussymbole machen nicht glücklich. Ich möchte lieber Zeit mit Freunden verbringen und mit all dem, was mich glücklich und reicher macht: Leben, Freunde, Freizeit, ein gutes Buch lesen, Nähe… alles, was Glücksfaktoren sind. Je mehr ich das mache, desto besser kann ich dann wieder Bücher schreiben und umso besser bin ich dann wieder auf der Bühne! Das wahre Geschenk für mich ist, dass ich von vielen Leuten Rückmeldungen bekomme, wie ich sie persönlich oder ihr Leben bereichert habe.
Haben Sie einen Masterplan für Ihren Erfolg?
Überhaupt nicht. Ich mag keine Masterpläne und auch keine Ziele. Mich persönlich interessiert das nicht, weil es auch sein kann, dass ich in zwei Jahren ausgewandert bin und gar nicht mehr arbeite.
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Können Sie uns verraten, ob Sie tägliche Routinen haben, die zu Ihrem Erfolg beitragen?
Das ist unterschiedlich. Ich habe immer verschiedene Phasen. Mal laufe ich viel, mal ernähre ich mich nur von Rohkost, mal gehe ich jeden Tag stundenlang mit meinem Hund spazieren. Es gibt Phasen, da brenne ich für ein Buch. Ich mache nicht immer dasselbe, aber ich achte immer auf mich. Mit mir selbst zufrieden zu sein, ist ein Ritual für mich. Wertschätzend auf andere Menschen zu achten und das zu tun, was gut für mich ist. Wie ich das jedoch auslebe, ist ganz unterschiedlich.
