CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Wirtschaftsredner Edgar K. Geffroy (Teil 2)
CAREERS LOUNGE: Welche Tipps geben Sie, um das Personal Branding gezielt in Angriff zu nehmen?
Edgar K. Geffroy: Am Anfang steht, sich Zeit zu nehmen und zu akzeptieren, dass Sie selbst der wichtigste Aktivposten sind. Gerade Frauen nehmen sich selbst nicht wichtig genug. Obwohl sie auf ihrem Gebiet sensationell gut sind, ist es ein schwieriger, psychologischer Prozess sich zu vermarkten, weil häufig Blockaden im Kopf existieren. Wichtig ist, einfach zu akzeptieren: Meine größte Chance besteht darin, in meinem Leben selber zu einer Marke zu werden und mich dadurch professionell zu vermarkten. Denn Persönlichkeiten mit einer Marke bekommen bessere Jobs, besitzen eine höhere Anziehungskraft und verdienen mehr Geld.
Der Prozess beginnt mit der Frage: „ Will ich das überhaupt?“ Im zweiten Moment ist es dann notwendig, sich auch damit auseinanderzusetzen. Was heißt es denn, sich selber zu vermarkten? Wie kann ich denn zu einer Marke werden? Es gibt eine Systematik dafür, die ich in meinen Seminaren auch vermittle.
Was halten Sie für wichtiger, das Alleinstellungsmerkmal oder den von Ihnen als „Kittelbrennfaktor“ bezeichneten Kundennutzen?
Die Einzigartigkeit nützt Ihnen ja erstmal gar nichts. Das ist eine schöne Frage, aber auch eine ganz wichtige Grundaussage! Sie können eine tolle Fähigkeit besitzen, aber trotzdem braucht Sie keiner. Ihre Fähigkeit ist nur die Grundvoraussetzung, um sich die Frage zu stellen: „Welchen Kittelbrennfaktor kann ich damit auf meiner Zuhörer- oder Kundenseite lösen?“ Das ist ganz elementar. Ich habe vor 20 Jahren die Clienting-Strategie entwickelt, die ich auch im Inhalt des Buches „Erfolg braucht ein Gesicht“ implementiere. Damals habe ich ganz bewusst gesagt, dass das Clienting das Marketing ersetzt und damit habe ich letztendlich Recht behalten. Clienting stellt den individuellen Kunden in den Mittelpunkt. Das kann ich jetzt übertragen: Es geht erstmal um den Einzelnen, aber wir sind nur dann im Bezug auf den individuellen Kunden erfolgreich, wenn wir mit seinen Augen sehen und aus seiner Situation denken. Deshalb versuche ich es allen Unternehmen, das sind teils die größten in Deutschland, beizubringen, dass sie nicht nur in ihrer eigenen Welt denken sollen.
Es geht nicht allein darum, wie groß und wie schön wir sind, welche tollen Produkte wir haben, sondern es ist wichtig, mit den Augen des Zielpublikums zu sehen und aus dieser Sicht zu denken. Die Schlüsselfrage, um Ihr Zielpublikum zu erreichen, lautet: „Was ist das größte brennende Problem, das ich lösen könnte?“ Überall dort, wo ein riesiger Bedarf besteht, wo „der Kittel brennt“ und damit ein Kittelbrennfaktor (KBF) vorhanden ist, und Sie derjenige sind, der es lösen könnte, wachsen Sie automatisch und bauen sich dadurch Ihren Ruf auf.
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Sie als Trainerpersönlichkeit – besitzen Sie besondere Talente und Voraussetzungen? Welche Eigenart ist zu Ihrem Erfolgsgeheimnis geworden?
Ich bin seit 33 Jahren Trainer und habe 26 Bücher geschrieben, von denen einige um die Welt gegangen sind. Rückwirkend betrachtet, habe ich ein Talent in die Wiege gelegt bekommen: Ich kann Menschen begeistern. Dafür bin ich sehr dankbar, da man das so nicht lernen kann. Ich habe schon als Fünfjähriger Geschichten erzählt, sagen meine Eltern. Ich habe das Glück oder die Chance gehabt, dass meine Fähigkeiten erkannt worden sind. Aufgrund dieser Entdeckung konnte ich mich erheblich weiter- entwickeln. Ich bin früher einmal Sachbearbeiter in einem Konzern gewesen und wenn nicht glückliche Umstände eine Rolle gespielt hätten, wäre ich vielleicht heute noch Sachgebietsleiter.
Die zweite Fähigkeit ist, dass ich mich gut in bestimmte Dinge hineinversetzen kann. Als Vor- und Neudenker sehe ich immer wieder Dinge, die andere noch nicht sehen, um sie dann zu thematisieren. Das hat sicherlich meinen Ruf extrem geprägt. Ich habe vor zwei Jahren den Vordenkerpreis des Jahrzehnts bekommen. Das sind Fähigkeiten und Eigenschaften, die ich habe und die ich auch entwickeln durfte. Daher schlummern auch sehr viele Fähigkeiten und Eigenschaften bei anderen Menschen, die einfach erkannt und entwickelt werden müssen.
Was bedeutet für Sie Lebenserfolg?
Meine Mission ist, Erfolg zu demokratisieren. Mein Sohn studiert an Eliteschulen in England und San Francisco. Ich konnte das nicht, ich bin eher ein „Selfmade-Typ“. Daher möchte ich den Menschen, unabhängig von Alter, Größe, Zugehörigkeit und Vermögen der Eltern, Inhalte auf den Weg geben, mit denen sie erfolgreicher werden. Mich treibt immer wieder an, dass ich den Menschen helfen möchte, damit sie selbst besser leben können.
Das ist auch das Grundprinzip von Clienting. Bei meinen Seminaren wissen die Teilnehmer zu schätzen, dass ich aus tiefster Überzeugung heraus konkrete Hilfe anbiete, wie sie geschäftlich erfolgreicher werden können. Ein Seminarteilnehmer hat mir gesagt, dass er durch sein letztes Coaching, im Oktober letzten Jahres, für dieses Jahr schon ein Plus von 30 Prozent erreicht hat. Das freut mich, wenn die Leute meine Seminarinhalte umgesetzt haben. Ich bin ein Überzeugungstäter. Nicht wegen des Geldes, das ist nur ein hochspannender Nebenaspekt. Mir gibt es das meiste, wenn ich Menschen erlebe, die plötzlich völlig begeistert sind und mir als Seminarteilnehmer sagen: „Es ist eine Tür aufgegangen, die ich davor gar nicht gesehen habe.“ Das ist für mich das schönste Kompliment!
Welche drei Bücher sollten erfolgreiche Persönlichkeiten unbedingt lesen?
„Herzenssache Kunde: Die sieben Schlüssel zu einzigartigem Kundenerfolg mit Clienting“ von Edgar K. Geffroy. Das Buch ist ein Klassiker und Bestseller und gilt ohne jeden Zweifel als Grundlagenthematik, um sich mit der Welt auseinanderzusetzen.
„Ich will nach oben. Glück ist ein System - brechen Sie zuerst alle Regeln“ von Edgar K. Geffroy.
„Herzenssache Mitarbeiter: Die neue Ära der Mitarbeiterbeziehung im digitalen Zeitalter“ von Mario Ohoven und Michael Dell, es erscheint im Mai 2016.
Buchtipp
Lesen Sie auch unseren Buchtipp von Edgar K. Geffroy in der CAREERS LOUNGE und erfahren Sie u.a. mehr über Personal Branding. Zum Buchtipp von Edgar K. Geffroy
Gilt der Titel Ihres Bestsellers „Das Einzige, was stört, ist der Kunde“ auch heute noch?
Ja, im Wesentlichen stimmt es heute noch. Es war eine Zeit lang besser, aber jetzt gibt es eine neue Welle, wo das wieder zutrifft. Als ich anfing, waren statistisch gesehen nur vier Prozent der Unternehmen kundenorientiert und 96 Prozent nicht. So konnte ich damals in eine fürchterliche Kerbe reinschlagen, die bis zur Titelgeschichte beim Stern als „Servicewüste Deutschland“ ging.
Danach fingen die Unternehmen an, im Hinblick auf Kundengesichtspunkte erheblich mehr zu tun. Jetzt werden aber, bedingt durch einen brutalen internationalen Wettbewerb, die Kosten zentral gesenkt und die Mitarbeiter gestrichen, damit wiederum Kosten gesenkt werden. Es gibt mittlerweile Mitarbeiter, die überfordert sind und selbst, wenn sie wollten, gar nicht mehr in der Lage sind, den Service richtig darzustellen. Insofern schlägt das Pendel gerade wieder zurück, weil die Unternehmen zu sehr unter diesem Druck stehen. Das ist jetzt die große neue Herausforderung, weil der Kunde im Zweifelsfall nicht mitspielt und zum Nächsten oder ins Internet abwandert.
Die digitale Welt beinhaltet Killerfaktoren für die Kundenorientierung und den Kundenservice. Die Firmen spüren den brutalen Wettbewerb mit dem Internet. Das Internet ist ein schlimmerer Wettbewerber als jeder Einzelwettbewerber. Deshalb senken sie die Kosten, was wiederum zu Lasten der Kundenqualität geht. Daher entsteht der Eindruck für den Kunden „Hier störe ich“. Heute ist der massive Kostendruck durch den internationalen Wettbewerb so stark geworden, dass es wieder zu Lasten der Kundenqualität geht.
Viele sagen deshalb, dass ich die Problematik mit der gleichen Provokation wie damals wieder aufleben lassen muss. Jetzt natürlich bezogen auf die digitale Welt. Aufgrund dieses digitalen Themas sollte es den Firmen wieder neu bewusst gemacht werden, denn es kann schnell passieren, dass sich der Kunde gegen sie entscheidet.