Interview mit Christine Pehl zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) (Teil 1)
Christine Pehl ist zertifizierter Business Coach und Expertin für werteorientierte Unternehmensführung. Sie berät Unternehmen und Organisationen zum Themenkreis Corporate Social Responsibility (CSR) und ist Dozentin für den Studiengang "CSR-Manager/-in" an der Fundraising Akademie. Als Business Coach unterstützt sie Führungskräfte in der Analyse und Umsetzung ihrer Werte-Themen. Im Interview erklärt sie, was CSR für Unternehmen bedeutet und weshalb das Thema immer wichtiger wird.
CAREERS LOUNGE: Sie beschreiben "Corporate Social Responsibility" als eine kreative Art des Wirtschaftens. Was meinen Sie damit? Was bedeutet CSR – oder Social Impact?
Christine Pehl: CSR wird in Deutschland häufig als "Verantwortliche Unternehmensführung" übersetzt und bezeichnet die soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung von Unternehmen in allen Bereichen der Unternehmenstätigkeit: von der eigentlichen Wertschöpfung bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern, Zulieferern, Kunden und dem Gemeinwesen. CSR ist der Beitrag, den die Wirtschaft zur Nachhaltigkeit leisten kann. Basis für diese Nachhaltigkeit sind die Kultur und Werte, die ein Unternehmen lebt – die entscheidenden Faktoren, um ein "gutes Unternehmen" zu sein und als solches auch wahrgenommen zu werden.
Unternehmen haben eine enorme gestalterische Kraft und sind somit auch Motor für gesellschaftliche Entwicklungen. Sie können "Pioniere des Wandels" für eine lebenswerte Zukunft sein. Ich möchte Ihnen ein Beispiel dazu geben: Die Augsburger Textilmanufaktur manomama setzt auf eine konsequent regionale Wertschöpfungskette – vom Garn bis zur Naht wird alles in Deutschland hergestellt –, und das konsequent ökologisch. Besonders ist auch die Einstellung zu den Mitarbeitern. Die Unternehmensleitung beschäftigt gezielt Menschen, die auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum Chancen hätten, zum Beispiel Menschen ohne Schulabschluss.
manomama ist erfolgreich und sagt: "Wir schöpfen Werte.". Diese Kultur und CSR-Strategie haben sowohl positive Auswirkungen auf das Unternehmen als auch auf die Gesellschaft – einen "Social Impact".
Noch vor 40 Jahren galt weithin die These von Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman:
"Die soziale Verantwortung eines Unternehmens ist es, seine Gewinne zu steigern."
Seitdem hat sich einiges geändert. Die privaten Verbraucher fragen immer hartnäckiger nach den Herstellungsbedingungen eines Produkts und den Arbeitsbedingungen des Anbieters. Und die Unternehmen legen immer größeren Wert auf den Nachweis ökologisch und sozial korrekten Verhaltens. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der CSR voranbringt, ist das Thema Sinngebung.
Vor allem die junge Generation stellt sich die Frage: "Sehe ich Sinn in meiner Arbeit und wirke ich mit dem, was ich tue, positiv für die Gesellschaft?". Hierauf "müssen" Unternehmen Antworten geben.
Definition:
CSR wird in Deutschland oft als "Verantwortliche Unternehmensführung" oder "Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen" übersetzt. Dies umfasst die soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung in allen Bereichen der Unternehmenstätigkeit: von der eigentlichen Wertschöpfung bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern und dem Gemeinwesen.
Gibt es synonym verwendete Begriffe für CSR in der öffentlichen Diskussion?
Ja, es gibt eine Menge Begrifflichkeiten, die in eine ähnliche Richtung zielen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, Unternehmensethik, werteorientierte Unternehmensführung oder Stakeholderorientiertes Wirtschaften. Auch der "Ehrbare Kaufmann" erlebt eine Renaissance. Die IHK München/Oberbayern hebt 2015 die Themen "Ehrbarer Kaufmann" und CSR als Exzellenzthemen hervor. Das zeigt die Wertigkeit.
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Was sind die Gründe für Unternehmen, in diesen Themenfeldern aktiv zu werden?
Die Gründe für Unternehmen sind mannigfaltig:
CSR-Treiber: Kundennachfrage
Die Nachfrage der Kunden ist einer der Hauptgründe. Zunehmend wollen die Menschen wissen, wie Unternehmen ihrer Verantwortung und den Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit gerecht werden. Die zunehmende Transparenz spielt dabei eine wichtige Rolle. Kunden fragen nach den Arbeits- und Herstellungsbedingungen eines Produkts und diese Themen werden in sozialen Netzwerken auch öffentlich diskutiert.
CSR-Treiber: Risikomanagement
Ein weiteres Stichwort aus Sicht der Unternehmen ist das Risikomanagement. Es gilt, ein Bewusstsein für kritische Themen im Unternehmen zu entwickeln, um möglichen Reputationsverlust zu vermeiden. Vertrauen ist ein wichtiges Gut, das die Wirtschaft nicht verspielen möchte. Für inhabergeführte mittelständische Unternehmen kommt oftmals ein weiterer Aspekt hinzu: die intrinsische Motivation. Die Haltung, fair und anständig zu handeln – der Typus des "Ehrbaren Kaufmanns".
CSR-Treiber: Neue Geschäftsfelder
Die Erschließung neuer Geschäftsfelder ist ebenso ein CSR-Treiber, was im besten Fall zu (sozialen) Innovationen führt. Die Firma Osram macht sich beispielsweise Gedanken um Menschen, die ohne elektrisches Licht leben – das ist circa ein Fünftel der Weltbevölkerung. Osram hat solarbetriebene Energiestationen entwickelt, wo Menschen akkubetriebene Leuchten ausleihen und diese gegen eine geringe Grundgebühr wieder aufladen können. Somit erschließt Osram neue Märkte und leistet einen sinnvollen Beitrag.
CSR-Treiber: Employer Branding
Viele Unternehmen beschäftigt das Thema "Mitarbeiter finden und binden" – Employer Branding. Die Menschen informieren sich über reizvolle Unternehmen.