Gastbeitrag von Stefan Häseli
Sprechen mit Konfuzius
Kann eine zweieinhalbtausend Jahre alte Weisheit tatsächlich einer modernen Führungssprache zu Grunde gelegt werden?
Ja, sie kann. Das zentrale Thema der Lehren des Konfuzius war die menschliche Ordnung. Und dazu gehörte die Achtung vor anderen Menschen. Für den großen Philosophen war ein moralisch einwandfreier Mensch das Ideal. Der Geist der Ehrfurcht und Lauterkeit bestimmte das Denken des sogenannten Ersten Lehrers. Das bedingte eine ehrliche und wertschätzende, klare Kommunikation ohne jede Sophistik.
Bewusstsein für Kommunikation fehlt häufig
Genau das sollte auch in den Führungsetagen der modernen Wirtschaft selbstverständlich sein. Doch leider fehlt in vielen Unternehmen das Bewusstsein für den Einfluss der internen Kommunikation auf den Unternehmenserfolg. Dabei ist dieser maßgeblich. Adaptiert in die moderne Kommunikation, gilt Konfuzius' Erkenntnis heute wie zu seiner Zeit: Wenn die Sprache nicht stimmt, ist das Gesagte nicht das Gemeinte! Und auch umgekehrt: Wenn das Gemeinte nicht dem Gesagten entspricht, stimmt die Sprache nicht. Und das hat Auswirkungen, wie Konfuzius wusste: "Ist das, was gesagt wird, nicht das was gemeint ist, so kommen die Werke nicht zustande. Kommen die Werke nicht zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft das Recht nicht. Trifft das Recht nicht, so weiß die Nation nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Also dulde man keine Willkürlichkeit in den Worten – das ist es, worauf es ankommt."
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Unzufrieden mit dem Chef
In einer nicht repräsentativen Umfrage des weltweit größten Stellenportals "Monster" gaben von den mehr als 2.400 Befragten drei Viertel an, dass sie gerne einen anderen Vorgesetzten als den derzeitigen hätten. Womöglich ist diese Zahl etwas zu hoch gegriffen. Denn es gibt sehr viele gute Vorgesetzte und noch mehr Mitarbeiter, die mit ihrem Chef/ihrer Chefin durchaus zufrieden sind. Der Grund der Unzufriedenheit ist sehr oft subjektiv und hat nichts mit der fachlichen Kompetenz des Vorgesetzten zu tun. Stimmt beispielsweise die Chemie nicht, ist schnell die Beziehung gestört. Umso mehr, wenn es keine Verständigungsebene gibt. Entscheidend ist der Grund für die Unzufriedenheit. Es lohnt sich, etwas genauer hinzuschauen: Stein des Anstoßes ist in erster Linie das Kommunikationsverhalten des Vorgesetzten. Der größte Teil der Unzufriedenen ist vor allem damit nicht einverstanden. An erster Stelle wird hier der generelle Mangel an Kommunikation genannt: "kommuniziert zu wenig". Häufig folgt die Aussage: "kommuniziert nicht offen / nicht ehrlich / nicht verständlich / wenig wertschätzend". Neben der fehlenden Kommunikation ist es vor allem die Qualität der Kommunikation, die Anlass zur Beanstandung gibt.
Grund für die Unzufriedenheit von Mitarbeiterin ist häufig das Kommunikationsverhalten von Vorgesetzten. An erster Stelle: Der generelle Mangel an Kommunikation – "kommuniziert zu wenig". Wie ist das zu ändern? Führungskräfte sollten durchdacht, auf Wirkung zielend und wertschätzend kommunizieren.
Führungssprache – gibt es die?
Wer als Vorgesetzter etwas sagt, sollte es so tun, dass es bei seinen Mitarbeitern auch richtig ankommt. Er sollte "Führungssprache" sprechen – nicht zu verwechseln mit "Kommandosprache". Das ist leichter gesagt als getan, denn eine eigene "Führungssprache" gibt es nicht. Muss es auch nicht. Wohl aber kann sich jeder Vorgesetzte eine durchdachte, auf Wirkung zielende, wertschätzende Gesprächsführung im Umgang mit seinen Mitarbeitern zu eigen machen. Die fünf Gestaltungsmöglichkeiten Mitteilungen, Aussagen, Fragen, Urteile und Appelle ermöglichen unterschiedlichste Dialogausprägungen, angepasst an die verschiedensten Gesprächssituationen. Die Parameter für den richtigen Weg liefern die Zielsetzung. Jede Kommunikation hat ein Ziel –immer! Tiere beispielsweise kommunizieren unter der ganz klaren Prämisse Überleben. Die Botschaft lautet entweder "Hier gibt's Nahrung. Ich habe Hunger" oder sie dient der Fortpflanzung. Falsche Kommunikation wäre lebensbedrohlich.