CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Stéphane Etrillard (Teil 1)
CAREERS LOUNGE: Herr Etrillard, Sie schreiben eine großartige Erfolgsstory mit Ihren Vorträgen, Coachings und Seminaren und Sie sind Experte für persönliche Souveränität. Wie definieren Sie Souveränität?
Stéphane Etrillard: Vielen Dank für die freundlichen Worte. Ich feiere dieses Jahr mein 20-jähriges Jubiläum als Trainer, Speaker und Coach. In all diesen Jahren hatte ich die Möglichkeit, mich mit den diversen Themen der Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen. Irgendwann hat sich herausgestellt, dass ein Thema bei allen Teilnehmern ganz präsent ist: „Ich möchte souverän werden und ich möchte in Gesprächen souveräner wirken.“ Anfang des Jahres 2000, als ich anfing, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, gab es noch überhaupt keine Literatur zu dem Thema.
Im Bereich Persönlichkeit definiere ich Souveränität wie folgt:
- Ein souveräner Mensch ist in der Lage, sein Denken und Handeln eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu gestalten.
- Er lebt sein Leben, ohne sich von Fremdbestimmung beherrschen zu lassen, und reagiert dabei mit einem gesunden Maß an Sicherheit und Gelassenheit.
- Er bewahrt seine Entscheidungsfreiheit und ist sich auch der Notwendigkeiten sowie der Fremdeinflüsse bewusst, denen jeder Mensch unterliegt.
- Er verfügt über ein gutes Selbstwertgefühl und ausreichend Selbstvertrauen, um auch schwierige Phasen und Herausforderungen des Lebens zu meistern.
- Die Gewissheit darüber ermöglicht es ihm, sich Risiken zu stellen, zu denen andere Menschen vielleicht nicht genug Courage oder Selbstsicherheit aufbringen können.
- Ein souveräner Mensch braucht keine Angst vor dem Versagen zu haben, da er sich aufgrund seiner Souveränität auch Verunsicherungen und Schwierigkeiten eingestehen kann.
- Einem souveränen Menschen fällt es nicht schwer, sich Hilfe zu suchen, wenn er sie braucht, ohne an einem falschen Stolz festzuhalten.
Wie kann ich souveräner kommunizieren?
Sie können souveräner kommunizieren, indem Sie sich an Ihren Zielen und Zielgruppen orientieren und Ihre Botschaft glaubwürdig vermitteln. Viele Manager in der Wirtschaft sind sehr unsicher, wenn sie eine bestimmte Botschaft zu transportieren haben, sei es bei externen Partnern oder innerhalb eines Unternehmens. Es liegt manchmal an der Sprache, an der Kommunikation oder an der Körpersprache. Genau an diesen Themen arbeiten wir in den Seminaren und in den Coachings mit Führungskräften, denn die Glaubwürdigkeit und die Sicherheit auf einem öffentlichen Parkett spielen für Menschen, die an einer exponierten Stelle stehen, eine immer größere Rolle.
Was sind die größten Herausforderungen, die in den nächsten Jahren beruflich auf uns zukommen?
Aus meiner Sicht werden wir uns auf neue Arbeitsmodi einstellen müssen. So, wie wir bisher in der Vergangenheit gearbeitet haben, werden wir nie wieder arbeiten – und das setzt eine enorme Flexibilität voraus. Viele Mitarbeiter und Führungskräfte werden lernen müssen, auch online sicher zu kommunizieren, weil die Onlinekommunikation noch weiter zunehmen wird. In Zukunft wird es mehr und mehr Präsentationen geben, die nur noch online übertragen werden, und auch Gespräche werden mit dem Vorgesetzten über einen Live-Stream geführt werden. Das erfordert eine hohe Flexibilität von Mitarbeitern und Vorgesetzten. Führungskräfte müssen lernen, Onlinegespräche souverän und wertschätzend zu führen. Mittlerweile führen in einigen Unternehmen die Mitarbeiter ihre Jahresgespräche mit ihren Vorgesetzten bereits per Telekonferenz. Beides lässt sich nur teilweise mit einem Gespräch vergleichen, bei dem sich die Gesprächspartner an einem Tisch direkt gegenübersitzen, und geht ganz sicher mit neuen Anforderungen einher.
Wie werden sich Führungspersönlichkeiten in Zukunft verändern?
Die Geschwindigkeit hat an vielen Stellen der Unternehmen enorm zugenommen. Ich glaube, für viele Führungskräfte ist es immer schwieriger geworden, Entscheidungen zu treffen, weil Entscheidungen immer schneller getroffen werden müssen und häufig die Führungskräfte dabei alleinegelassen werden. In solchen Situationen ist natürlich auch Souveränität gefragt.
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Wie sieht souveränes Handeln bei dieser großen Geschwindigkeit aus? Wie können Führungskräfte sich in dieser Hinsicht stärken?
Als Führungskraft sollte man sich manchmal Auszeiten nehmen und sich bewusst machen, dass wir stets nur eine Sache auf einmal machen können. Wenn der Druck im Unternehmen steigt, erfordert dies auch Mut seitens der Führungskräfte, zum Beispiel ein Meeting oder eine Reise abzusagen, weil wichtigere Dinge zu tun sind. Wir können die Zeit nicht ausdehnen oder beliebig erweitern. Wir werden auch kein zusätzliches Zeitbudget haben, vielmehr ist es extrem wichtig, dass wir uns klarmachen, dass wir auch manchmal Rückzugssituationen, Rückzugsorte und Rückzugszeiten brauchen, damit wir uns auf die Dinge, die uns momentan am wichtigsten sind, besinnen können. Das Fokussieren auf das Wichtigste ist auch ein Teil der Souveränität, denn jeder hat seine eigenen Prioritäten. Den anderen muss verdeutlicht werden, dass diese Prioritäten nur umgesetzt und realisiert werden können, wenn ich mich komplett darauf konzentriere.
Welche Tipps können Sie uns geben, um gezielt die eigenen Stärken auszubauen?
Ich gebe Führungskräften den Tipp, in sich selbst zu investieren. Viele Führungskräfte betrachten das Thema Weiterbildung und Weiterentwicklung als eine Bringschuld der Unternehmen. In Zukunft werden solche Führungskräfte die Nase vorn haben, die gelernt haben, in sich selbst zu investieren, indem sie einen Teil ihres Gehalts in ihr persönliches Fortkommen investieren. Wenn Führungskräfte nicht gezielt an der Weiterentwicklung ihrer persönlichen Fertigkeiten arbeiten, machen sie ihre Karriereentwicklung komplett von der Gunst ihres Unternehmens abhängig. Das ist im Moment eine enorme Herausforderung für die Zukunft.
Stéphane Etrillard:
„Investieren Sie gezielt in sich selbst. In Zukunft werden die Persönlichkeiten die Nase vorn haben, die einen Teil ihres Einkommens in die Weiterentwicklung ihrer persönlichen Fertigkeiten investieren.“
Wie können sich Persönlichkeiten auf ihre Rolle als gute Führungskraft vorbereiten?
Aus meiner Sicht ist die Grundlage einer Führungsausbildung eine fundierte Ausbildung in Rhetorik, vor allem in Führungsrhetorik. Darüber verfügen viele Führungskräfte bisher jedoch noch nicht, weil sie nie gelernt haben, zu führen und sich gut zu verkaufen. Ein Großteil der Führungsarbeit geschieht durch das Wort und wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Ziele klar und souverän zu kommunizieren, dann können Sie Ihre Mitarbeiter auf Dauer nicht wirkungsvoll führen.
Wie kann man seine rhetorischen und kommunikativen Fähigkeiten verbessern?
Sie können jede Möglichkeit im Unternehmen wahrnehmen, um das Wort zu ergreifen. Sie können täglich Stegreifreden halten. Sie können auch Ihre Gespräche aufnehmen, um zu schauen, welche Wirkung ein Gespräch mit einem Mitarbeiter hatte. Vor allem ist es auch wichtig, an der Präzision der Formulierungen zu arbeiten. Dazu können Sie bestimmte Inhalte zunächst schriftlich formulieren, um Klarheit zu schaffen. Das dient als gute Grundlage für ein Gespräch.
