CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Ilja Grzeskowitz (Teil 1)
CAREERS LOUNGE: Herr Grzeskowitz, Sie sind Experte für Change Management. Welche großen Veränderungen werden wir in den nächsten Jahren erleben?
Ilja Grzeskowitz: Wir können uns darauf einstellen, dass sich alles verändert. Die drei großen Trends – Digitalisierung, demographische Entwicklung und globale Vernetzung – werden dafür sorgen, dass sich nicht nur Branchen und die Gesellschaft massiv verändert, sondern auch einzelne Arbeitsplätze werden sich komplett wandeln oder direkt wegfallen. Wir sehen gerade die Anfänge: Amazon beginnt, Lebensmittel digital auszuliefern und mit Drohnen zu arbeiten. Die ersten Roboter übernehmen einzelne Tätigkeiten. Dadurch werden extrem viele Jobs, wie wir sie bisher kennen, entfallen. Das Business wird anders funktionieren und die nächsten zehn Jahre werden extrem spannend.
Besonders die Einzelhändler kämpfen mit der Digitalisierung. Sie kommen aus dem Einzelhandel und beobachten das sehr genau. Wie ist Ihre Einschätzung?
Viele Einzelhändler klagen, aber zum Glück gibt es auch genug Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und auf eine Strategie setzen, die Offline- und Online- Strategien miteinander kombiniert. Die Stärken des Einzelhandels wie persönliche Beratung, fachliches Know-how und vor allem das Verkaufen von Mensch zu Mensch, was viele sehr schätzen, werden mit digitalen Strategien wie Online Shops und mobilem Marketing kombiniert. Einzelhändler, die Online- und Offline-Strategien gut integrieren, haben auch heute großen Erfolg, während andere sich über den Wandel beschweren.
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Welche Fähigkeiten halten Sie für besonders wichtig, um sich als Persönlichkeit auf die kommenden Veränderungen einzustellen?
Es kommt vor allem auf kritisches Denken, Offenheit und Mut zu neuen Wegen an. Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich in den letzten zehn Jahren mehr verändert hat als in den letzten 100 bis 200 Jahren zuvor. Das ist schon an der technischen Entwicklung sichtbar. Vor weniger als zehn Jahren kam das erste iPhone auf den Markt – und was sich seither getan hat, ist unglaublich spannend. Ich glaube, wir sind immer noch am Anfang dieser Entwicklung. Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Wandel nicht langsamer, sondern tendenziell schneller wird. Das verlangt von uns eine gewisse Flexibilität im Denken und Handeln. Wir müssen jetzt schon voraussehen, was in zwei bis drei Jahren passiert, damit wir heute die Weichen stellen können, um auch in den nächsten drei bis fünf Jahren erfolgreich sein zu können. Das Schlimmste wäre, nichts zu tun oder sich auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen.
Heißt deshalb Ihr neues Buch „Mach es einfach“?
Mein neues Buch heißt deshalb so, weil ich so viele Leute kenne, die gerne etwas verändern würden. Die ihr eigenes Unternehmen gründen oder einen neuen Karriereschritt starten möchten; die einen neuen Partner kennenlernen möchten, die abnehmen oder ihre Ernährung umstellen wollen; die Träume und Ziele haben. Die dann jedoch sagen: „Ich würde das schon gerne mal machen, aber…“ Sie kommen nicht ins Handeln, weil sie sich zu sehr von äußeren Umständen beeinflussen lassen und Ausreden suchen, warum es doch nicht geht. Und weil sie immer auf den perfekten Moment warten. Deswegen war es mir ein Herzensbedürfnis, diesen Leuten die wichtigste Botschaft mitzugeben, nämlich: „Was immer du vorhast, mach es einfach - und lerne auf dem Weg“. Ich glaube, das ist der große Schlüssel, um erfolgreich mit Veränderungen umzugehen. Nicht zu warten, bis es passt, sondern zu machen und auf dem Weg zu lernen. Häufig scheint es jedoch so, als ob immer wieder was dazwischenkommt.
Den perfekten Moment gibt es nicht. Es wird immer irgendetwas geben, das gerade nicht passt. Es ist die falsche Zeit, der falsche Ort, man ist noch nicht genug vorbereitet. Mein Großvater hat das treffend zusammengefasst: „Irgendwas ist immer.“ Und das stimmt. Wir werden nie den richtigen Moment erleben, in dem wirklich alles passt. Die große Kunst ist anzufangen, obwohl die äußeren Umstände noch nicht perfekt sind! Ich glaube, sie müssen es auch nicht sein. Es ist immer besser, mit 80 Prozent anzufangen, als auf die 100 Prozent zu warten, die sowieso nicht kommen.
„Was immer du vorhast, mach es einfach – und lerne auf dem Weg“, empfiehlt Ilja Grzeskowitz. Dinge auszuprobieren und zu tun, ist der Schlüssel, um erfolgreich mit Veränderungen umzugehen. Statt zu warten, bis es passt, ist es besser, während des Tuns zu lernen"
Sollte eine Veränderung mit kleinen Schritten vorangehen oder ist es besser, gleich den großen Sprung zu wagen?
Ich bin ein Freund von einer Kombination. Zunächst heißt es, groß und mutig zu denken und sich möglichst hohe Ansprüche zu setzen. Aber dann ist es wichtig, den Weg der kleinen Schritte zu gehen. Das ist nämlich einer der Hauptgründe, warum so viele Veränderungen scheitern. Menschen nehmen sich zu viel auf einmal vor. Sie planen eine große Hauruck-Aktion, die meistens nicht gelingt. Dann geben sie sofort auf und fangen wieder da an, wo sie vorher waren. Viel besser ist die Salamitaktik: Kleine Schritte, aber regelmäßig. Steter Tropfen höhlt den Stein. Lieber jeden Tag einen Schritt als einen großen Schritt in einer Einmal-Aktion. Viele kleine Schritte führen am Ende des Tages zu einer großen Veränderung, wenn man sie lange genug durchhält. Irgendwann wird eine Gewohnheit daraus – und das ist der entscheidende Punkt, dass dieses neue Verhalten zu einer Gewohnheit wird.
Durch welche Gewohnheiten können Persönlichkeiten sich darauf einstellen, flexibler auf Veränderungen zu reagieren?
Die wichtigste Gewohnheit ist, seinen eigenen Fokus auszurichten. Wir reagieren oftmals reflexartig, wenn wir mit neuen Dingen konfrontiert sind. Viele Menschen beschäftigen sich sofort mit der Frage: „Was kann schiefgehen?“ Für problemorientierte Menschen ist es daher besonders wichtig, den eigenen Fokus vielmehr auf die Chancen und Möglichkeiten auszurichten. Veränderung ist natürlich hart, weil man nicht genau weiß, was kommt. Sie ist unbequem und kann manchmal auch wehtun. Jedoch bieten jede Veränderung und jeder Wandel riesige Chancen, wenn wir sie erkennen und nutzen. Daher ist es wichtig, den Fokus gewohnheitsmäßig auf die Möglichkeiten auszurichten. Je häufiger wir das tun, desto mehr erkennen wir auch die Chancen, denn sie sind einfach da.
Ist das Erkennen von Chancen und Lösungen trainierbar?
Bei jeder Verhaltens- oder Denkveränderung geht es vor allem darum, sich bewusst zu werden, wie wir uns täglich verhalten. Im Normalfall gehen wir mehr oder weniger im „Autopiloten“ durch den Alltag und achten gar nicht so sehr darauf, warum wir das tun, was wir gerade tun. Der erste Schritt besteht darin, sich seiner selbst bewusst zu sein und regelmäßig zu reflektieren: Wie reagiere ich, wenn sich eine Veränderung bietet? Wie verhalte ich mich, wenn ich in einer Konfliktreaktion bin? Wie reagiere ich, wenn ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe? Bin ich eher jemand, der sofort schaut, was schiefgehen kann, damit ich bloß nichts falsch mache? Oder frage ich mich, welche neuen Möglichkeiten sich für mich ergeben? Welche Lösungen sind da? Und je bewusster ich mir meines eigenen Verhaltens, meiner eigenen Denkmuster bin, desto besser kann ich sie auch verändern. Nur was ich weiß, was ich kenne, kann ich auch verändern. Daher ist der erste Schritt: Sehr, sehr bewusst mit sich selbst umzugehen.