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CAREERS LOUNGE präsentiert: Dr. Marco Freiherr von Münchhausen (Teil 2)

Dr. Marco von Münchhausen ist Jurist, Trainer, Keynote-Speaker und Autor mehrerer Bestseller. Mit den psychologischen Hindernissen auf dem Weg zum Erfolg und zur richtigen Lebensführung beschäftigt er sich seit vielen Jahren. In seinen Vorträgen hat er bereits mehr als einer halben Million Menschen zeigen können, wie sie ihren inneren Schweinehund zum besten Freund machen.

CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Dr. Marco von Münchhausen
Tipp: no phone, no mail – eine Stunde lang

CAREERS LOUNGE: Wieso ist Multitasking schlecht für die Konzentration?

Dr. Marco Freiherr von Münchhausen: Wir wissen heute: Das Gehirn kann nicht zwei Dinge gleichzeitig mit voller Aufmerksamkeit machen. Wenn man zwei Dinge gleichzeitig macht, springt das Gehirn ständig hin und her. Man ist aber nie ganz bei einer Sache und wird immer wieder herausgerissen. Dieses Hin- und herspringen schadet unserem Gehirn. Wenn Sie am Sonntagabend beim Tatort parallel auf Ihrem iPad Ihre Ferienhausbuchung machen, dann garantiere ich Ihnen, dass Sie entweder hinterher nicht wissen, wer der Mörder ist. Oder Sie haben ein mörderisch schlechtes Ferienhaus.

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Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Multitasking?

Es wird ja häufig gesagt, Frauen können Multitasking und Männer nicht. Es gibt aber keinen Unterschied zwischen einem männlichen und weiblichen Gehirn. Meine Frau sagt: "Ich kann Autofahren und mit einer Freundin telefonieren." Aber das ist kein Multitasking! Wir machen dann eine dieser beiden Sachen nebenbei. Alles, was Sie automatisiert haben im Leben, übernimmt eine anderes Gehirnareal. Autofahren haben wir beispielsweise nach kurzer Zeit automatisiert. Wenn Sie ins Auto steigen, denken Sie heute nicht mehr nach, wann muss ich die Kupplung drücken, wann muss ich schalten... all das geht automatisch und nebenbei, und jetzt kann das Gehirn etwas anderes tun, zum Beispiel beim Autofahren Telefongespräche führen. Nur ist das nicht ganz ungefährlich. Wenn wir eine Sache nebenbei machen, lautet die Frage immer, wo bin ich eigentlich mit meiner Aufmerksamkeit? Bin ich bei der Nebensache oder bei der Hauptsache. Und was ist gerade Nebensache, was Hauptsache?

Neulich bei einer Autofahrt von München nach Berlin fuhr ich auf der Überholspur ganz links – und war in ein wichtiges geschäftliches Telefonat vertieft. Plötzlich sah ich das Schild mit dem Abzweig nach Berlin und habe in einem ziemlich waghalsigen Manöver mein Auto noch auf die rechte Spur gelenkt. Aber hinterher habe ich mir gedacht, dass das eigentlich ziemlich unverantwortlich war. Und warum ist das passiert? Ich war nicht hier auf der Autobahn, ich war dort im Gespräch.

Das war sehr gefährlich...

Sie können natürlich etwas nebenbei machen. Aber bitte fragen Sie sich immer, wo bin ich gerade mit meiner Aufmerksamkeit? Die Anzahl der Unfälle im Straßenverkehr, bei denen jemand mit seinem Smartphone beschäftigt war, ist in den letzten Jahren exponentiell gestiegen.

Die gefährlichsten Faktoren, die der Arbeitseffizienz und der Konzentrationsfähigkeit schaden, sind ständige Unterbrechungen und Multitasking.

Was empfehlen Sie Menschen, die diverse Kanäle nutzen, also zusätzlich zu E-Mails auch noch Messenger, Slack usw.. Was empfehlen Sie an einem normalen Arbeitstag?

Ich empfehle, dass Sie für eine Stunde alle Funktionen abschalten, also: no phone, no mail. Es gibt heute Programme, die das automatisieren. Es gibt auch eine neue Bewegung namens digital detox. Mit einer Stunde digitaler Enthaltsamkeit kann man hochkonzentriert arbeiten. Es kommt noch ein anderer Faktor hinzu. Ich halte viele Vorträge über Work-Life-Balance, innere Stabilität und Burnout-Prävention. Darin geht es auch darum, wie man innerlich die Batterien auftankt. Und eine der Arten, wie man innerlich auftankt, ist, eine Sache konzentriert zu tun.

Konzentration ist also auch eine Art, innerlich wieder aufzutanken?

Konzentrierte Tätigkeit ist für unsere Seele oder unsere Psyche etwas unheimlich Erholsames. Übrigens ist das der Kern jeder Meditation. Auch in der Zen-Meditation geht es ja nur darum, ganz bei einer Sache zu sein. Es gibt Zen in der Kunst des Bogenschießens, es gibt Zen und Ikebana, und Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Es ist egal, ob Sie putzen, ob Sie kochen oder ob sie musizieren. Wichtig ist, ganz bei einer Sache zu sein. Wenn wir das eine Stunde lang machen, sind wir innerlich wieder frisch. Wir haben also einen doppelten Effekt: eine höhere Arbeitsleistung und innere Erholung. Man kann die Konzentrationsfähigkeit sogar trainieren wie einen Muskel. Am effektivsten ist dafür jede Form von Meditation.

Also empfehlen sie Meditation, um sich besser zu konzentrieren? Wie kommt das bei Führungskräften an?

Es kommt darauf an, wie ich das erkläre. Ich sage das nicht mit irgendeinem spirituellen Hintergrund, sondern einfach nur, um in einer kurzen Zeit zur Ruhe zu kommen. Es geht nur darum, bei der Sache zu sein. Manche Menschen fühlen sich wohl, wenn sie meditieren. Andere fühlen sich wohl beim Kochen. Ich habe einen Freund, der Koch ist. Wenn der eine Stunde in der Küche verbringt, dann ist er wie in einem Meditationsraum, in dem er sein Gemüse schnippelt. Jemand anderes erlebt das bei der Gartenarbeit. Es geht darum, ganz in einer Sache aufzugehen, einfach einzutauchen. Und das ist nicht nur für unsere Psyche sehr, sehr förderlich, es trainiert gleichzeitig den Vorderlappen im Cortex und steigert auf diese Weise eben die Konzentrationsfähigkeit.

Konzentriertes Tun führt also zu einem besseren Lebensgefühl?

Na ja, was verbessert denn unser Lebensgefühl nachhaltig? Es gibt das schnelle Glück im Außen, das ist nicht schlecht, aber letztlich rennen da viele von einem Kick zum nächsten. Wer dagegen tiefe Stille und inneren Frieden erfahren hat, braucht weniger im Außen. Man kann das mit einem Kamin vergleichen. Sie können den Kamin mit Reisig heizen, dann müssen Sie gleich wieder nachlegen. Das entspricht diesem schnellen Glück im Außen. Andere bringen ihre gut getrockneten Holzscheite zum Brennen und die brennen dann lange und langsam. Das muss jeder für sich herausfinden.

Wie sind Sie zu diesen Themen gekommen?

Ich bin ursprünglich Jurist. Ich hatte ein Repetitorium in München, in dem ich Studenten auf das juristische Examen vorbereitet habe. Das ist abstrakt und hochkomplexer Stoff, mit einer Fülle von Detailwissen. Und um das zu knacken, ging es nicht nur darum, eine Struktur hineinzubringen, sondern den Lernstoff möglichst bildhaft zu machen. Ich habe damals angefangen, mich mit Techniken rund um die Funktionsweise des Gehirns zu beschäftigen. Ich war bei Vera F. Birkenbihl, bei Jürgen Hüholdt, der "Das Wunderland des Lernens" geschrieben hat. Und dann tauchten weitere Fragen auf: Wie kriegt man seinen Schweinehund in den Griff in einem Fach, in dem man anderthalb bis zwei Jahre auf eine Wahnsinnsprüfung lernen muss - und das zweimal hintereinander, denn es sind ja zwei umfangreiche Staatsexamina? Wie geht man mit Prüfungsstress um und mit Niederlagen?

Ich war damals als Repetitor erfolgreich und habe mich viel damit beschäftigt, wie unser Gehirn funktioniert. Denn beim Lernen müssen Sie das ja auch können. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mich diese Themen viel mehr faszinieren als die Vermittlung des juristischen Stoffes. Ich habe das Repetitorium an meinen damaligen Geschäftspartner verkauft. Seitdem bin ich nur noch mit diesen Themen unterwegs. Ich habe angefangen, Bücher darüber zu schreiben und halte Vorträge und Seminare.

Wer ist Ihr Vorbild im Leben?

Ich war bei Nikolaus Enkelmann, bei Horst Rückle, bei Vera F. Birkenbihl. Ich habe so viele "Meister ihres Faches" erlebt, aber ich kann nicht sagen, dass einer davon für mich ein Vorbild ist. Ich habe natürlich vielen von ihnen etwas zu verdanken. Vera Birkenbihl war wirklich genial. Sie war die erste, die in den 80er, 90er Jahren das "gehirngerechte Lernen" bei uns publik gemacht hat. Ein genialer Mensch. Es war manchmal nicht ganz leicht mit ihr, aber wir waren gut befreundet. Einen, den ich im Moment für einen der besten halte und vor dem ich großen Respekt habe, ist René Borbonus. Ich finde ihn einfach brillant. Nicht so bekannt, aber hochinteressant: Bernhard von Mutius. Er hat das Buch "Disruptive Thinking" geschrieben, beschäftigt sich mit Wirtschaftsentwicklung und neuen Denkprozessen – ein unglaublich kluger Kopf. Und so gibt es etliche Denker, Rhetoriker und Speaker, die ich gut finde, ich kann aber nicht sagen, dass einer von ihnen mein Vorbild ist.

Vielen Dank für Ihre interessanten Antworten. Wir wünschen Ihnen weiter viel Erfolg.

Buch zum Thema Konzentration

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